Musik Die magischen Tage in New York

Köln · Vor 35 Jahren ging mit „Triumph and Agony“ eines der weltweit erfolgreichsten Metalalben an den Start. Für Sängerin Doro Pesch und ihre Band Warlock war es ein Meilenstein für die Karriere. Bei ihrem Besuch im Kölner Rock Pit erinnert sich die „Metal Queen“ an die Entstehungszeit in den 80ern. In der Domstadt ist ein Konzert im Herbst oder Winter 2022 vorgesehen.

 Doro Pesch präsentiert ihr neues Livealbum zum Jubiläum von „Triumph and Agony“ im Kölnr Rock Pit.

Doro Pesch präsentiert ihr neues Livealbum zum Jubiläum von „Triumph and Agony“ im Kölnr Rock Pit.

Foto: step/Eppinger

Was war das für eine Zeit, in der „Triumph and Agony“ entstanden ist?

Doro Pesch: 1987 war für mich ein unglaubliches Jahr. Ich bekam die Chance, für eine Promotour drei Tage lang nach New York zu reisen. Ich habe mich direkt in die Stadt verliebt und bin dageblieben. Das lief über meinen damaligen Plattenchef Louis Spillmann von der Phonogram. Er hat sich damals sehr für Metalbands eingesetzt und hat auch andere Bands wie Metallica oder Def Leppard massiv unterstützt. In New York habe ich zudem meinen späteren US-Manager Alex Grob, einen gebürtigen Schweizer, kennengelernt. Wir waren viel in den Clubs und in den Plattenläden unterwegs. Die hatten damals noch rund um die Uhr auf und verkauft wurde auch noch Vinyl, was ich bis heute liebe. Das war für mich wie im Himmel. 

Und dann begann die Arbeit am Album?

Pesch: Ich war beim Produzenten des Albums Joey Balin zu einer Jamsession zu Hause. Dabei habe ich ihm auch von den Unterschieden zwischen den USA und Europa erzählt. Das waren damals zwei komplett unterschiedliche Welten. Das galt auch für den Ost-West-Konflikt in Europa, den man so in den Staaten gar nicht wahrgenommen hat. Ich wollte zum Beispiel für eine Promotour nach Ungarn, die ist aber gescheitert, da uns die Grenzer sämtliche Platten direkt bei der Einreise abgenommen haben. Für Joey war das unvorstellbar. Daraus ist dann mit „East meets West“ der erste Song entstanden, den wir auf einem Walkman aufgenommen haben. Mein Manager war begeistert und hat uns aufgefordert, weiterzumachen. So sind weitere Songs entstanden, die wir im Power Station Studio in Manhattan aufgenommen haben. Das war eine unglaubliche Atmosphäre in diesen Räumen. Mit an Bord war mit Tommy Bolan ein Kumpel von Joey, der ein ziemlich wilder Gitarrist war. Es hat nicht lange gedauert, bis auch Louis Spillmann als Plattenchef vor Ort in New York war. So ist dann letztlich die gesamte Platte in der Stadt entstanden 

Zum Song „Für immer“ gibt es eine besondere Geschichte.

Pesch: Das stimmt. Irgendwann waren wir mit der Arbeit am Ende und ziemlich traurig, dass jetzt alles vorbei sein sollte. Joey hat die Idee gehabt, zum Abschluss noch einmal ins Kino oder zum Essen zu gehen. Das wollte ich aber nicht. So habe ich vorgeschlagen, nur aus Spaß einen weiteren Song zu schreiben. Das sollte der härteste, schnellste und aggressivste Song werden, den es überhaupt geben konnte. Entstanden ist daraus die Ballade „Für immer“. Diese war dreisprachig auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Die Idee zum spanischen Satz im Song ist bei mir bei einer Tour mit Judas Priest durch Spanien entstanden. Da hatten wir ein total begeistertes Publikum, das ich so auch bei späteren Touren durch Südamerika erlebt habe.

Gelandet ist der Song dann auf der B-Seite der Platte.

Pesch: Man war sich wegen des Songs mit dem deutschen Titel unsicher und hat ihn vorsichtshalber etwas versteckt. Bei der anschließenden Tour durch Europa war „Für immer“ neben „All we are“ der absolute Hit. Der letztere Song war voller Lebensfreude. Wir haben ihn Los Angeles aufgenommen – in dem Studio, wo auch „Terminator 2“ mit Arnold Schwarzenegger gedreht wurde. Es hat sich angefühlt, wie wenn Steven Spielberg gerade einen Film dreht. 

„Für immer“ ging es für Sie dann auch in die USA.

Pesch: Ich lebe inzwischen in Florida, auch weil ich in New York dreimal alles verloren habe. Das erste Mal war am 11. September 2001. Da war meine Wohnung in direkter Nähe des World Trade Centers. Durch die Anschläge wurde auch meine Wohnung so in Mitleidenschaft gezogen, dass ich nicht mehr dorthin zurück durfte. Alles war weg, auch Briefe und Fotos, die mir sehr wichtig waren. Dann bin ich nach Long Island gezogen, wo mich die Hurrikans „Irene“ und „Sandy“ voll erwischt haben. Auch da war alles weg. Jetzt lebe ich in einem sicheren Hochhaus aus Stein in Florida, habe aber noch immer eine kleine Bleibe in New York. 

Wo ist das jetzige Livealbum zum Jubiläum entstanden?

Pesch: Die Hauptaufnahme haben wir beim Festival „Sweden Rock“ gemacht. Dort haben wir erstmals das komplette Album live präsentiert. Darunter waren auch Songs, die es noch nie auf die Bühne geschafft haben. Weitere Aufnahmen gab es noch bei einem Auftritt in Spanien. Jetzt bei der anstehenden Europatour wird es die Songs von „Triumph and Agony“ wieder live geben. 

Wie groß ist die Sorge vor erneuten Beschränkungen wegen Corona?

Pesch: Ich habe die ersten Festivals hinter mir und bin jetzt in den Startlöchern für die Tour. Ich setze da auf die 2G bzw. 3G-Regeln. Wir hoffen sehr, dass alles wie geplant stattfinden kann, und freuen uns schon sehr darauf. Allerdings ist die Planung nicht ganz einfach. Meine Band kommt aus den USA, Italien und den Niederlanden. Da muss man immer auf die jeweiligen Reisebestimmungen achten. Aber es gibt Leute, die zur Not einspringen können. 

Werden Sie auch wieder zum Konzert zurück nach Köln kommen?

Pesch: Ja, wahrscheinlich im Herbst oder Winter 2022. Ich habe in Köln und der Region viele meiner Platten aufgenommen. Und wir haben auch oft hier geprobt – zum Beispiel im Studio von Dieter Dierks in Pulheim. Außerdem ist mit dem Savoy das Lieblingshotel meiner Band in Köln. Wir kommen bestimmt bald wieder.

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