Die kleinsten Waldbewohner im Visier

EMA- Schüler haben unter freiem Himmel die typisch bergischen Insekten beobachtet.

Die kleinsten Waldbewohner im Visier
Foto: Doro Siewert

Burscheid.Der schwarze Laufkäfer mit seinen sechs langen Beinen war für Kilian, Julian und die anderen 26 Kinder auch schon interessant genug, ohne zu wissen, dass das zwei Zentimenter kurze Krabbeltier aus einer der 85 in Europa lebenden Arten aus der Carabidae-Käferfamilie stammte. Durch die Lupe sah er schon nicht mehr so niedlich aus — aber die Schüler der Ernst-Moritz-Arndt-OGS betrachteten ihn so beeindruckt, wie vielleicht sonst nur eine spannende Doku auf ihrem Computer-Bildschirm.

Im Rahmen des Nachmittagsprogramms hatten die sechs- bis zehnjährigen EMA-Kinder am Donnerstagnachmittag besonderen Besuch auf dem Parkplatz hinter dem Sportgelände in Hilgen. Die Leitung der EMA hatte das Naturmobil der Biologischen Station Rhein-Berg nach Burscheid eingeladen. Diese hautnahen Veranstaltungen werden von der Bergischen Agentur für Kulturlandschaft (BAK) durchgeführt. Der Kleinbus mit den bunten Bildern auf der Karosserie kam aus Rösrath und bildete für die OGS Nachmittagsgruppe „Sonne“ die Fortsetzung der Burscheider Umweltwoche.

Mit der Agenturleiterin Hildegard Coenen stieg auch Manuel Nass aus dem Wagen. Der Geograph-Student arbeitet als Praktikant in der Bio-Station Rhein-Berg und hatte für die quirligen Mädchen und Jungen ein lustiges Ratespiel mitgebracht. Michael durfte das Farbfoto von einem Waldtier selbst nicht sehen. Er bekam das Bild auf seinen Rücken geklemmt und musste durch gezielte Fragen erraten, welches Tier er auf dem Buckel trug. Solange die Rategruppe mit begeisterten „Nein’s“ oder „Ja’s“ beschäftigt war, presste die andere, wissenshungrige Hälfte der Grundschüler ihre Augen vor die Mikroskop-Okulare. Unter der Lupe bewegten sich in kleinen, transparenten Deckeldosen Insekten von rein bergischer Herkunft.

Eine Stunde vor dem eigentlichen Programm waren die kleinen Naturforscher nämlich für den intensiveren Teil der Aktion unterwegs gewesen. In vier Gruppen aufgeteilt, hefteten die Kinder ihren Blick auf den Waldboden — oder auf niedrige Bäume — und fingen mit ihren Plastikschalen eine Menge winziger Waldbewohner ein. Nele gelang es, eine eifrige Spinne zu überlisten und sie in das runde Behältnis einzusperren. Nele schüttelt sich nicht vor Spinnen, besonders nicht vor welchen, die nur einen Zentimenter groß sind. Aber mit den Händen nach ihr greifen, das musste sie zum Glück nicht.

War die aufgeregte Mini-Spinne nun ein Weibchen oder ein Männchen? Hildegard Coenen kennt sich aus. Unter dem Mikroskop wurde es deutlich: Der Spinnerich trug die typischen Zeichen an seinen Kopf-Fühlern. In den flachen Schalen der anderen Sammler fanden sich nach und nach ein Sortiment Regenwürmer, verschiedene Vielfüßer im Millimeterformat und auch der schwarze Laufkäfer.

Außer dem fleißigen Suchen nach Insekten erfuhren die Kinder auch etwas darüber, worin sich Waldboden und Parkplatzfläche unterscheiden, wenn Wasser in sie eindringen will. Wo täglich schwere Fahrzeuge die Erde zusammendrücken, findet das Regenwasser nur langsam seinen Weg in die unteren Schichten. Die Versickerungs-Geschwindigkeit lässt sich sogar präzise messen.

Alle benötigten Arbeits-Materialien brachte der Umweltbus mit und hielt für die Kinder moderne Geräte bereit. Die Lehrstunde in und mit der Natur ging für alle viel zu schnell zu Ende. In der Hand von Hildegard Coenen saß der kleine schwarze Laufkäfer und verabschiedete sich von seinen 28 neuen Freunden.

Michael, Kilian und Julian waren mutig und streichelten sanft über seinen glänzenden Rücken. Das hat ihm offenbar gefallen. Er hätte sonst seine Flügel benutzt und wäre davon geflogen.

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