Die ersten Kartoffeln in Burscheid

Die Serie zur B51 führt heute von Sträßchen über Kaltenherberg bis nach Linde.

Burscheid. Rechts und links der Straße liegen die Häuser in Sträßchen, dem dritten Dorf an der B51, das seinen Namen der Straße verdankt. Anfang des 17. Jahrhunderts lagen diese noch "an der Hauptstraße", später hieß das Dorf "Auf der Strasse", 1715 aber schon "Strasgen".

Heute leben 126 Burscheider im Stadtteil. Bedeutung erlangte der Ort vor allem durch eine eigene Schule. Die Schulchronik ist eine wertvolle, ins Detail gehende Geschichtsquelle.

Die vornehmen Burscheider zog es verstärkt nach Engelrath, einer der beliebtesten Ausflugsstätten der Region mit einem großen, üppig ausgeschmücktem, mit Gas beleuchteten Saal sowie einer Gartenwirtschaft. 1890 wurde Engelrath zum Bauernhof, die Gastwirtschaft wurde 1967 aufgegeben, 1975 die Viehhaltung. Heute ist Engelrath ein Obstgut mit Reiterhof.

Nicht weit von Engelrath entfernt liegt der Hanscheider Hof, 1723 von dem Altenberger Abt Johannes Hoerdt erbaut. Der ursprüngliche, tiefer gelegene "Hof zum Hahn, der bereits 1202 erwähnt wird und 1273 der Abtei Altenberg von Adolf von Stammheim geschenkt worden war, war 1715 abgebrannt.

Dem Wiederaufbau an der alten Stelle zog Hoerdt einen Neubau an der verkehrsgünstigen Köln-Berliner Straße vor. Der Handscheider Hof ist Baudenkmal und wird seit vier Generationen von derselben Familie bewirtschaftet.

Auf ganz andere Weise hat das gegenüber liegende, ursprünglich zum Hanscheider Hof gehörende, geduckte Haus Dorn Geschichte gemacht: Hier wurden in einer Gaststube erstmalig die in Burscheid bis dahin unbekannten Kartoffeln aufgetischt.

Kaltenherberg ist die Ortschaft an der B 51, die neben mehreren Gastwirtschaften und Einzelhandelsgeschäften im 19. Jahrhundert auch durch Gewerbe und Industrie geprägt worden ist.

1615 ist bereits der erste Wirt belegt, er braute "Grütbier", ein mit Sumpfporst gewürztes Weizenbier, das vielen Fuhrleuten durch die Kehlen geflossen sein muss.

Bedeutende Industrieunternehmen haben in Kaltenherberg ihren Anfang gefunden. Um nur einige zu nennen: Die Herstellung von Knieblech-Ofenrohren durch die Firma Heinrich Bertrams sowie Lederschäften durch die Firma Forst & Pulvermacher, die Appretiererei Peter Kaiser Sohn, deren Fabrikräume sich im 1. Stock des Hauses befanden, die Wohnräume darüber.

Zu den ältesten Häusern gehört das Haus Kaltenherberg25, gegenüber der Kreuzung Höhestraße/B 51. Es wurde 1820 erbaut. Seit Erhöhung der Kreuzung liegt es etwa einen Meter unter dem Straßenniveau der B 51.

In Flügel fesselt das Gasthaus "Altes Landhaus" den Betrachter. Das Haus wurde 1751 erbaut und ist ein besonders schönes Beispiel für die in Burscheid häufig anzutreffende Verbindung von Fachwerk und Schiefer.

Mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es als Gasthaus von einem Wirt namens Tiemesfeld betrieben. Auf dem Speicher des Hauses fanden Kinder um die Jahrhundertwende ein altes Schild. "Wer will gut bewirtet sein, kehrt bei Tiemesfeld in Flügel ein". Das Haus hat sich seit damals nur wenig verändert.

Zwischen Flügel und Linde verlief seit der Reformation eine seelsorgerische Grenzlinie für die bei der Reformation katholisch gebliebenen Burscheider, die je nach Wohnort von anderen Pfarreien betreut wurden. Das Gut Flügel war das erste Haus, das zur Pfarre Steinbüchel gehörte, die "Linde", nur einen Steinwurf entfernt, gehörte als letztes Haus zur Pfarre Wermelskirchen.

Industriegeschichte machte das ursprünglich zum Rittersitz Bellinghausen gehörende Gut Linde. Gustav Ludwig Pott begann dort 1835 mit der Fertigung von Siamosen-Webstoffen.

Wer das bis heute erhaltene Stammhaus sieht, kann sich mit ein wenig Phantasie ein Bild machen von jenen Gründertagen, als noch schwerfällige Pferdefuhrwerke das von Elberfelder Handelshäusern importierte Garn ablieferten und die Färber ihre stranggefärbte Ware auf dem Handwägelchen herankarrten.

Später stellte die Firma die Fabrikation auf die Herstellung von Ponchos um, in einem Neubau in Dünweg wurden ab 1869 Futterstoffe hergestellt. 1876 wurde das gesamte Handelsgeschäft nach Elberfeld verlegt.

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