Der Privat-Zoo mit der Lizenz zum Glücklich werden

Nicht nur die Delfin-Therapie hilft. Bei Katja Naseband kommen auch Hunde, Esel, Hühner und Meerschweinchen zum Einsatz.

Der Privat-Zoo mit der Lizenz zum Glücklich werden
Foto: Doro Siewert

Odenthal. Eigentlich wollte Katja Naseband nur ihre Hunde mit zur Arbeit nehmen — die Pädagogin arbeitet in einem Heim für verhaltensauffällige Kinder. Heute sind Hütehund Anton, der quirlige Pelle und der greise Charly (18) ihre therapeutischen Hilfsangestellten. „Die Tiere motivieren unheimlich“, sagt sie. „Alle Kinder möchten, das die Tiere sie mögen — das ist der große Vorteil.“ Und so erreicht sie auch die schwer erreichbaren.

Der Privat-Zoo mit der Lizenz zum Glücklich werden
Foto: Doro Siewert

Inzwischen hat sich Naseband im Nebenberuf selbständig gemacht. Sie hat die Tierwerkstatt Altenberg gegründet. Auch hier verlässt sie sich auf die therapeutische Wirkung der Tiere. Zum Beispiel bei Demenzpatienten im Altenheim, die sie mit Hühnern und Meerschweinchen besucht. „Sobald die Hühner aus der Transportbox steigen und rumgackern, ist direkt Leben im Raum.“ Depressionen, unter denen viele Demenzkranke leiden, haben kaum eine Chance.

Katja Naseband

Erinnerungen werden geweckt — viele Bewohner des Altenheims hatten früher selber Federvieh. Und wenn sie selber füttern oder streicheln werden nicht nur motorische und kognitive Fähigkeiten reaktiviert, sondern Pflegebedürftige erfahren auch die Genugtuung, sich selbst um ein Lebewesen kümmern zu können.

Dass Katja Naseband heute einen privaten Nutztier-Zoo mit 20 Tieren hat, war so nicht vorgesehen. Es fing an mit einem einsamen Pony. Das brauchte Gesellschaft, nachdem Nasebands anderes Pony gestorben war. Sie besorgte sich und dem Pony einen kleinen Esel. Die Tiere waren sich zwar auf Anhieb sympathisch, aber der eine war lebhaft, neugierig, jung (Esel), die andere ließ es immer ruhig angehen (Pony). Was folgte, war noch ein Esel. Und viele weitere Tiere. „Die meisten sind aus dem Tierschutz oder irgendwo übrig geblieben“, sagt Naseband.

So wie Rüde Charly, der früher in Odenthal bekannt war wie ein bunter Hund, obwohl er fast rein weiß ist. Mit seinem Besitzer war er häufig Gast in den Kneipen und Eisdielen vor Ort. Dass sein Herrchen gestorben ist, wurde erst nach drei Tagen entdeckt — und neben ihm Charly. Ein letztes gutes Jahr sollte der damals schon 13 Jahre alte Hund noch bei Katja Naseband verbringen. Inzwischen sind es fünf geworden, und Charly fühlt sich noch immer wohl neben Pony Maja und den Eseln Flip und Alphonse, den acht Meerschweinchen, fünf Hühnern, dem Kater und den Hunden.

Die positive Wirkung ihrer Tiere wird nicht nur therapeutisch genutzt. Inzwischen bietet Naseband auch Kindergeburtstagsfeiern und Eselwanderungen an. Und räumt dabei gleich mit einem Vorurteil auf: „Esel sind nicht störrisch. Sie denken nur viel nach“, sagt sie. Kommt ihnen etwas komisch vor, bleiben sie erstmal stehen — und grübeln, was es damit auf sich haben könnte. Wofür es in ihrer Welt jedoch definitiv keinen Platz gibt, sind Brücken und Gullydeckel — da bleiben Esel tatsächlich stur und machen einen großen Bogen drum.

„Das Tiere Menschen glücklich machen, weiß ich schon lange“, sagt Naseband. Über die Veränderungen innerhalb kürzester Zeit kann sie immer noch staunen. Zum Beispiel, wenn Besucher ihres Privat-Zoos, die vorher distanziert und unterkühlt waren, beim Abschied auf einmal ganz persönlich und herzlich sind. „Das ist das Verdienst der Tiere“, sagt sie.

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