Der Druck bringt Lindner nicht aus der Ruhe

Der Spitzenkandidat hat nur ein Ziel: die FDP entgegen den Prognosen über die Fünfprozenthürde zu hieven.

Rhein.-Berg. Kreis. Ein Nachmittag im Wermelskirchener Café Wild. Die meisten Tische sind besetzt. Für Christian Lindner ist es ein Heimspiel. Er wirkt entspannt, tauscht mit Konditormeister Thomas Wild ein paar Freundlichkeiten aus. Man kennt sich.

Der FDP-Spitzenkandidat ist auf Wahlkampftour. Die Termine reihen sich aneinander. Der Druck ist groß, gilt er doch als Hoffnungsträger. Er soll es richten und der FDP in NRW wieder über die Fünfprozenthürde verhelfen.

Schon als 15-Jähriger mischt er hier an der Seite seiner Parteifreunde 1994 bei seinem ersten Bundestagswahlkampf mit. Für ihn ist es der Einstieg in eine außergewöhnliche politische Karriere, die mit dem Einzug in den NRW-Landtag den ersten Höhepunkt hat. 21 Jahre ist Christian Lindner damals.

Acht Jahre gehört er dem Landtag an, wird 2004 NRW-Generalsekretär und zieht 2009 in den Bundestag ein. Der politische Höhenflug geht weiter. Der Wermelskirchener steigt in die Führungscrew der Freidemokraten auf, als der damalige FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle ihn zu seinem Generalsekretär kürt.

Im Herbst 2011 kommt der Karriereknick. Christian Lindner tritt als General der Bundes-FDP zurück. Über die Gründe schweigt er sich bis heute aus. Dafür ist der ehemalige Schüler des Wermelskirchener Gymnasiums, dessen Vater bis vor wenigen Monaten an der Schule noch unterrichtete, viel zu lange im politschen Geschäft.

Längst ist er Berufspolitiker, was er als junger Liberaler vor Jahren nie werden wollte. Er liebe die Politikdebatten, „den Austausch mit anderen“, beschreibt Christian Lindner sein Selbstverständnis. Dennoch glaubt er, dass es für ihn auch durchaus noch ein Berufsleben fern der Politik geben könnte.

Aber jetzt ist sein Ziel ist der Einzug in das Landesparlament und über die mögliche Gefahr des Scheiterns mag Christian Lindner gar nicht sprechen. Er ist auf Erfolg programmiert.

Für ihn ist Politik Berufung. Doch er setzt Grenzen. Eine „Homestory“ ist mit ihm nicht zu machen. Sein Privatleben ist tabu. Das gilt auch für seine Beziehung zu Dagmar Rosenfeld. Mit der Zeit-Journalistin ist Christian Lindner seit August 2011 verheiratet. Sie spiele in seinem politischen Leben keine Rolle, unterstreicht er. Deshalb findet das Gespräch im Café Wild statt und nicht zu Hause in Meerbusch oder in seiner Berliner Zweitwohnung.

Von seinem Privatleben verrät er nur, dass er gerne mit Freunden Spaghetti esse, die von seiner Frau gekocht sind. Deren Mutter ist Italienerin. Gerne trinke er ein Glas Rotwein und lasse es ansonsten privat eher ruhig angehen. Beruflich stehe er genug im Fokus, sagt der ehemalige Zivildienstleistende und heutige Hauptmann der Reserve.

Sollte es mit dem Einzug in das Düsseldorfer Parlament klappen, ist für ihn auch Berlin als einer seiner Lebensmittelpunkte erledigt — erst einmal, denn von vielen wird er als Hoffnungsträger für die Bundespartei gehandelt.

Gegenwärtig steht aber die Rückkehr nach NRW auf der Agenda. Einen Umzug nach Wermelskirchen schließt Christian Lindner aus. „Meine Frau hat keinen Führerschein.“ Und die Fahrt mit dem Bus nach Köln, der Heimatstadt seiner Frau, zu zeitintensiv, wie sie jüngst festgestellt habe.

Doch Christian Lindner will auch Wahlkampf machen. Er formuliert seine politischen Ziele: Schuldenfreiheit, eine faire Chance für das Gymnasium und eine sichere Energieversorgung, gestützt auf Gas und Kohle.

Er ist überzeugt, dass er damit genug Wähler auf der Seite die FDP ziehen kann. „Es gibt eine ganz gute Chance. Ich bin optimistisch, dass wir es packen können. Die Leute sind bereit, uns zuzuhören“, sagt er, bevor er in seinen BMW steigt, um in Bergisch Gladbach das nächste Gespräch zu führen.

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