Der Arzt der Zukunft wird Gesundheitsmanager sein

Reinhard Rychlik, Leiter des Instituts für Empirische Gesundheitsökonomie, über das neue Arztbild.

Burscheid. „Der Arzt als Gesundheitsmanager, das wird zwangsläufig kommen“, prophezeit Prof. Dr. Reinhard Rychlik. Der 60-Jährige leitet in Burscheid das Institut für Empirische Gesundheitsökonomie (IfEG). 30 Mitarbeiter beschäftigen sich in der Straße Am Ziegelfeld unter anderem damit, wie künftig im Gesundheitswesen das Preis-Leistungsverhältnis transparenter und vor allen Dingen effektiver gemacht werden kann, nicht zuletzt für den Patienten

Denn, so der Mediziner und Ökonom: Die heutigen Arbeitsbedingungen der Ärzte führen zu massiver Unzufriedenheit sowie zu gesundheitlichen und sozialen Beeinträchtigungen. Untermauert wird diese These durch eine repräsentative Umfrage seines Hauses in der Bevölkerung zum Arzt der Zukunft. Hierzu wurden 1043 Bundesbürger von Studenten der Ruhr-Universität Bochum und IfEG-Mitarbeitern im Hinblick auf ihre ärztliche Versorgung nach ihren Erfahrungen, Wünschen und Erwartungen befragt.

Ein Ergebnis hieraus: Deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung (75 Prozent) meint, dass Ärzte besser im Umgang mit Menschen geschult werden müssen. Vor allem mehr Zeit wünschen sich die Patienten mit ihrem Arzt. Lediglich 17 Prozent fühlen sich demnach wohl bei ihrem Arzt.

Und das muss sich laut Rychlik ändern. Vorbei müsse es sein mit jenem Arzt, bei dem viele Patienten heute immer noch hörten: „Nehmen Sie jeden Tag dreimal eine.“ Und anschließend sei die Sprechstunde vorbei. „Der Arzt von morgen führt die Patienten wie ein Lotse durch die Krankheit.“ Er müsse funktionieren „wie ein Coach“, der sich mit seinem Patienten auseinandersetzt und ihm beispielsweise rät, weniger Fleisch zu essen.

Allerdings räumt Rychlik auch ein, dass sich nicht nur im Denken und Handeln bei den Medizinern etwas ändern muss: „Der Patient muss sich mitentwickeln.“ Alle lebten schließlich in einer Gesellschaft des „Strukturkonservatismus“. „Wir wollen keine Änderungen.“

Aber wie sollen sich Ärzte künftig mehr Zeit für den Patienten nehmen, wo sie doch heute schon keine mehr haben und an knapperen Honoraren zu knapsen haben? Auch die Gesundheitsökonomie, so Rychlik, werde deshalb einen höheren Stellenwert in Deutschland bekommen müssen. „Ich war sieben Jahre in Prag tätig“, erklärt der Mediziner. „Dort weiß jeder Student im ersten Semester, was eine Röntgenaufnahme kostet.“ Hier sei das Fach zwar auch eine Pflicht für angehende Ärzte, doch begeistert seien die Studenten davon nicht. Rychlik muss es wissen. Er lehrt Gesundheitsökonomie an der medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

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