Das Ende einer Traditionsfirma

Der Betrieb der Willi Pohlmann GmbH in Oberlandscheid wird eingestellt. Mehr als drei Jahrzehnte hat das Bauunternehmen für die Stadtwerke gearbeitet. Seit den Verhandlungen mit Belkaw bekommt es kaum noch Aufträge.

Das Ende einer Traditionsfirma
Foto: Doro Siewert

Burscheid. 1983 gründete Willi Pohlmann seine Tiefbaufirma in Oberlandscheid. Vor 35 Jahren. Nicht wenige Unternehmer würden das Datum nutzen, um auf ein Jubiläum aufmerksam zu machen, um damit eine Schlagzeile in der Zeitung zu bekommen. Auch der Burscheider Unternehmer bekommt eine Schlagzeile. Allerdings, weil seine Firma in diesem Jahr schließen wird. „Der Betrieb wird eingestellt“, bestätigt der Opladener Rechtsanwalt Peter Orlowski. „Die Kündigungen an die sieben Mitarbeiter gehen heute heraus.“

Eigentlich führt Willi Pohlmann die Geschäfte offiziell schon lange nicht mehr. 2010 hat er seinen Betrieb an Ömer Isik verkauft. Doch mit heute 78 Jahren ist er weiterhin Gesellschafter und nicht nur deshalb am Wohl der Firma interessiert: Sein Sohn Marcel arbeitet in dem Betrieb direkt neben dem Wohnsitz der Familie. Und in der Stadt ist der Name des Unternehmens bekannt und eigentlich untrennbar mit dem städtischen Versorger verbunden. „Wir haben Jahrzehnte fast ausschließlich für die Stadtwerke gearbeitet. Wir waren rund um die Uhr erreichbar und für jeden Wasserrohrbruch sofort im Einsatz.“ Beispielsweise, als vor etwas mehr als drei Jahren die Hauptstraße in Höhe Penny unterspült wurde und auf einem Teilstück von 25 Metern aufgerissen und wieder geschlossen werden musste. Das Burscheider Unternehmen war zur Stelle — die Stadtwerke sind es nicht mehr.

Ein Mitarbeiter des Versorgers habe immer die Aufträge weitergeleitet. Doch Mitte des vergangenen Jahres, als die Übernahme durch die Belkaw bekannt wurde, seien die Stadtwerke laut Pohlmann angehalten worden, keine Aufträge mehr zu vergeben. Auch Anwalt Peter Orlowski bestätigt: „Es gab nur noch in vereinzelten Fällen Notaufträge.“ Das habe Pohlmann aber erst hinterher erfahren. In einem Gespräch mit der alten Stadtwerke-Geschäftsführung habe er dagegen erklärt bekommen, dass Aufträge sogar noch bis in den kommenden Februar hinein erteilt werden sollten. Und wer jetzt sagt, eine Firma dürfe sich nicht von einem einzigen Unternehmen abhängig machen, dem erklärt Pohlmann: „Wir hatten überhaupt keine Kapazitäten für andere Aufträge.“ Lediglich für einige Genossenschaften habe die Burscheider Firma noch gearbeitet.

Ob das Burscheider Unternehmen nun sofort geschlossen oder in die Insolvenz geführt wird, hängt davon ab, wie viel Substanz im Betriebspark noch vorhanden ist. „Wir müssen uns erst mal einen Überblick verschaffen“, erklärt Peter Orlowski.

Laut Willi Pohlmann stehen noch zwei Laster auf dem Gelände, die gut in Schuss seien. Einer sei zwei, der andere vier Jahre alt. Auch drei Bagger seien noch „relativ neu“. Hinzu kämen viele Kleinbaumaschinen wie Rüttelplatten.

Ob das etwas an den Löhnen für die Mitarbeiter ändert, ob sie überhaupt einen Anspruch haben, ist nicht bekannt. Klar ist nur, dass alle ihren Job verlieren werden. Einige von ihnen, so erklärt Pohlmann, hätten noch in der Zeit in dem Betrieb gearbeitet, als ihm noch die Firma gehörte.

Zumindest für Sohn Marcel wird der Übergang nahtlos sein. Er fängt am Donnerstag bei Steinacker & Hövekamp an.

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