Altenberg Christen trauern um Ober-Sternsinger

Altenberg · Monsignore Wilfried Pilz (78) – einst Rektor von Haus Altenberg  – verstirbt in seiner Ur-Heimat.

 Monsignore Winfried Pilz vor Jahren während einer Ausstellung imPilgerssaal von Altenberg.  Archivfoto: Siewert

Monsignore Winfried Pilz vor Jahren während einer Ausstellung imPilgerssaal von Altenberg. Archivfoto: Siewert

Foto: wz/Siewert, Doro

Im Alter von 78 Jahren ist am Samstag in Görlitz Monsignore Winfried Pilz nach schwerer Erkrankung verstorben. Zwei Tage zuvor hatte er Christel Cramer, der Vorsitzenden des Aktionskreises Altenberg, am Telefon sein Leid geklagt. „Wir haben regelmäßig telefoniert, weil er bis zuletzt wissen wollte, was in Altenberg passiert“, sagt die Burscheiderin. Er kam am Freitag nach Görlitz ins Krankenhaus und bat sie, am Sonntag wieder anzurufen. Am 24. Februar verbreitete die deutschsprachige Katholische Gemeinde Prag bereits die Todesnachricht.

Pilz wurde am 4. Juli 1940 im heute tschechischen Warnsdorf geboren – acht Kilometer von Görlitz entfernt. 1946 wanderte die Familie aus und landete 1952 in Wermelskirchen, wo Winfried Pilz – alle nannten ihn „Wipi“ – 1960 das Abitur absolvierte. In Bonn, München und Köln studierte er Theologie und schrieb die Examensarbeit bei Prof. Josef Ratzinger.

Am 2. Februar 1966 fand im Kölner Dom die Priesterweihe statt; er wurde Kaplan in Euskirchen und Bonn – dort auch Stadtjugendseelsorger. Die Arbeit mit der und für die Jugend prägte ihn. 1972 wurde er Diözesanseelsorger für die männliche Jugend im Erzbistum und kam 18 Jahre später als Rektor nach Haus Altenberg; er nahm hier die mönchische Tradition des „ora et labora (bete und arbeite)“ für die Jugendarbeit auf. „Ora et labora  junge Christen entdecken ein Programm“, lautete auch der Titel eines seiner Haupt-Bücher.

Europaweit bekannt wurde er 1974 mit der deutschen Fassung des italienischen „Laudato si“ – kaum eine Jugendfreizeit kommt bis heute ohne diese „Wipi“-Version aus. Die Katholische Kirche startete ihre Nachrufe auf den bei Alt und Jung beliebten, gerne „menschelnden“ Priester mit „Der Priester und Dichter des bekannten neuen geistlichen Liedes“.

Dabei steht ganz oben am Firmament „Laudato si“ in Anlehnung an den Sonnengesang des Franz von Assisi; die Melodie hatte Pilz in Italien bei einem Gebetstreffen zur Vertiefung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1970er Jahren gehört. Als Papst Franziskus 2015 eine Enzyklika mit dem Titel „Laudato si“ ankündigte, sagte Pilz gegenüber „katholisch.de“:

W. Pilz: „Das ist fast die
Sensation meines Lebens“

„Ich habe erstmal ganz kräftig lachen müssen und gedacht: Das ist fast die Sensation meines Lebens!“ Das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung sah Pilz als wichtigen Teil des spirituellen Aufbruchs des Konzils. „Es geht nicht nur darum, Bäume zu schützen und Flüsse sauber zu halten, sondern den Menschen zu schützen, der in einer entsetzlichen Weise geschändet wird.“

Als Referent für Glaubensbildung in Düsseldorf knüpfte der Altenberger Kontakte zum Niederrhein und wurde 1990 Pfarrer in Kaarst. 2000 wechselte er als Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ nach Aachen und leitete bundesweit die Sternsingeraktionen. 2007 wurde er zudem Präsident des Deutschen Katholischen Missionsrats.

„Eine starke Stimme für
die Kinder in der Welt“

Das Kindermissionswerk würdigt den ehemaligen Präsidenten als „starke Stimme für die Kinder in der Welt“. Die griechisch-katholische Kirche von Syrien ernannte ihn für seine Verdienste um die orientalischen Christen 2007 zum Archimandriten.

Auch das Jugendhaus Düsseldorf erinnert an ihn. Pilz war dort unter anderem für den Ökumenischen Jugendkreuzweg zuständig, der durch sein Engagement 1983 erstmals partnerschaftlich zwischen Ost- und Westdeutschland entstand. „Durch seine Musik und sein Wirken hat er nachhaltige Akzente gesetzt. Das bleibt“, sagt der geschäftsführende Direktor des Jugendhauses, Wolfgang Ehrenlechner, über Pilz.

„Es war wirklich eine sehr, sehr schöne Zeit, denn die Leitung des Kindermissionswerks ist wirklich eine wunderbare Aufgabe“, sagte Winfried Pilz nach dem Ende seiner Präsidentschaft. Das Wichtigste sei ihm der Kontakt zu den Menschen in aller Welt gewesen. Er übergab sein Amt Klaus Krämer, der es bis heute innehat.

Mit 70 Jahren wechselte Pilz, mit dem zahlreiche Menschen lebendige Momente in Diskussionen, Messen oder auch auf Auslandsreisen insbesondere in den Vorderen Orient verbinden, als Auslandsseelsorger in die deutschsprachige katholische Gemeinde nach Prag.

Am 2. Februar 2016 feierte Monsignore Winfried Pilz in einer Messe in der St.-Michael-Kirche in Wermelskirchen sein goldenes Priesterjubiläum. Unter den ersten Gratulanten war das Kindermissionswerk: „Wir gratulieren unserem ehemaligen „Obersternsinger.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort