Chöre: Eine neue Idee vom Singen

Durch die gemeinsame musikalische Leitung wollen Chorgemeinschaft und Kantorei füreinander durchlässig werden.

Burscheid. Vom Nachwuchsmangel können die Chöre der Stadt ein Lied singen. Vor allem Männer werden sowohl in der Evangelischen Kantorei als auch in der Chorgemeinschaft händeringend gesucht. Immer mal wieder hat man sich gegenseitig ausgeholfen, aber die Zusammenarbeit soll künftig intensiviert werden — dank der gemeinsamen musikalischen Leitung.

„Das ist die vernünftigste Liebesheirat, die ich je eingegangen bin“, sagt die evangelische Kantorin Silke Hamburger. Seit Januar leitet sie auch die Chorgemeinschaft. Eine Verbindung mit Vorlauf, denn im vergangenen Jahr hatte es bereits einen ersten Testlauf gegeben.

Als klar war, dass Thomas Wegst die Chorgemeinschaft Ende September verlassen würde, kam es seitens des Vorstands im Sommer zu einer ersten Anfrage bei Hamburger — damals noch gar nicht auf sie selbst gemünzt, sondern als Bitte um Unterstützung bei der Suche nach einem Nachfolger.

Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass die Kantorei zur 100. Ausgabe der Konzertreihe „Klangwege“ das Weihnachtsoratorium aufführen wollte. Hamburgers Angebot: „Macht doch erst einmal da mit, dann habt ihr Zeit gewonnen.“

Die gemeinsamen Proben wurden zu einer Art Schaulaufen — mit dem erlösenden Jawort am Ende, das zugleich den Weg bereiten soll für zeitgemäßeres Singen.

Beide Chöre sollen und wollen ihre Eigenständigkeit wahren. „Aber wir haben die Idee gegenseitiger Durchlässigkeit“, sagt Hamburger. „Wenn einer sagt, ich habe mal für ein Projekt Lust, bei den anderen mitzusingen, ist das möglich.“

Ein Ansatz, der bei Cornelia Thiel, der Vorsitzenden der Chorgemeinschaft, auf vorbehaltlose Unterstützung trifft: „Diese alte Angst vor dem Abwerben ist doch unsinnig.“

Mit dieser Durchlässigkeit und regelmäßigen gemeinsamen Projekten soll der Spielraum für alle Beteiligten größer werden. Denn jeder Chor für sich hat weder finanziell noch personell die Möglichkeit, beispielsweise die großen Oratorien zu stemmen. Und zugleich erhoffen sich die Chöre durch das Mehr an Flexibilität auch Zulauf aus derjenigen Altersklasse, die sich nicht mehr ein Leben lang einem Chor verpflichten, sondern lieber in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen mitsingen möchte.

Das erste gemeinsame Projekt ist schon gefunden: Beim Café Nostalgie am 6. März in Hilgen ist die Chorgemeinschaft mit dabei.

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