Chanson-Kabarett von Markus Sauer

Markus Sauers Chanson-Kabarett gibt es jetzt auch auf CD. Die anarchischen Geigenklänge stammen von Klaus dem Geiger.

Burscheid. Irgendwann Anfang der 80er Jahre war er mit Kumpels immer mal wieder als Straßenmusiker unterwegs. Nicht so oft in Paris.

Häufiger in Köln. Aber ja, die Hornhaut an der linken Gitarrenhand und die Schmerzen an der rechten, die hat es wirklich gegeben. So wie es Markus Sauer heute erzählt in seinem Lied „Straßenmusiker in Paris“.

Es ist eine Art musikalische Erklärung zu dem, was er inzwischen macht. Philosophisches Chanson-Kabarett nennt er das, wovon er im Alter von mittlerweile 47 Jahren sagt, seine künstlerische Ausdrucksform gefunden zu haben.

Schriftsteller ist er nicht geworden, auch kein virtuoser Jazzmusiker oder Opernsänger. Aber Geschichten am Klavier erzählen oder mit warmer Stimme singen, das kombiniert seine Begabungen auf beste Weise.

Zehn Sekunden gibt Sauer sich, dann sollen seine Geschichten das Publikum gepackt haben. Geschichten aus dem großen Fundus des autobiografischen Materials, facettenreiche und schillernde Schlaglichter auf das manchmal banale, manchmal so tief bewegende Menschenleben.

Sprachjongleur wird man ihn wohl nennen können — mit Neigung zu rasantem Tempo. Vor gut einem Jahr war das schon zu erleben, bei seinem Premierenauftritt zwischen den Regalen der Buchhandlung Hentschel, in der Stadt seiner Kindheit und Jugend.

Das Lied „Als ich ein kleiner Junge war“, sein erster Chanson aus dem Jahr 2006, ist die rührende Erinnerung an die nicht wiederkehrende Weltsicht eines Kindes: „Der, der ich jetzt bin, war damals noch nicht da.“ Und auf seiner CD, die inzwischen vorliegt, übernimmt die einstige Stockhausen-Sängerin Helga Hamm-Albrecht den weiblichen Gegenpart.

Sie ist nicht der einzige musikalische Gast, mit dem Sauer für die Aufnahme sein solistisches Spiel ergänzt hat. Prominentester Name ist der Kölner Straßenmusiker Klaus der Geiger, der immer wieder anarchische Einwürfe beisteuert.

Aber funktioniert diese Kleinkunstform überhaupt auf einem Tonträger? Beim ersten Hören vermisst man noch das in Erinnerung gebliebene Gesamtkunstwerk des Live-Auftritts. Und ein Abdruck der Texte im Booklet wäre auch eine hilfreiche Ergänzung gewesen. Aber nach dem zweiten Hören nisten sich schon die ersten Ohrwürmer ein, der abschließende Hymnus auf „die Macht der Musik“ zum Beispiel.

Seit Sauers Burscheid-Premiere ist viel passiert. Mehrfach ist er im bekannten Kölner Bauturm-Theater aufgetreten, zuletzt im August vor ausverkauftem Haus. Im Oktober gastiert er bei den Oberkasseler Kulturtagen in Bonn, im Frühjahr wird er in Burscheid auf Gut Landscheid zu hören sein — und vielleicht ja irgendwann auch im Badehaus.

Das wäre ein guter Ort für sein künstlerisches Streben, „die Herzen zu öffnen mit einem Lachen“, um dann bereit zu sein für all das Schauerliche, Traurige und Groteske, das noch folgen wird in seinen Liedern. Oder besser: seinen Geschichten.

„Sie sind das Eigentliche, das ich zu geben habe.“ Markus Sauer: „Manchmal fühl’ ich mich so ornithopod . . .“; CD mit 13 Liedern; 14 Euro; in Burscheid erhältlich bei der Buchhandlung Hentschel.

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