Burscheider treffen sich bei Facebook

Im sozialen Netzwerk tauschen über 700 Nutzer ihre Erinnerungen aus.

Burscheid. Viele Menschen schwelgen gerne in Erinnerungen an frühere Zeiten. Es werden alte Fotoalben aus den Schubladen gekramt und dann folgt beim Blick auf die Bilder der „Weißt Du noch“-Effekt. Im Zeitalter des Internets nimmt das gemeinsame Erinnern ganz andere Dimensionen an: Hunderte Burscheider tauschen sich derzeit im sozialen Netzwerk Facebook rege über ihre Heimatstadt aus.

Erst am Montagabend wurde die Gruppe „Du bist aus Burscheid, wenn. . .“ gegründet. Am Freitag waren es bereits 745 Mitglieder — Tendenz steigend. Sie erinnern sich an Menschen in Burscheid, an längst geschlossene, aber nicht vergessene Geschäfte und an gemeinsam gefeierte Feste.

Nutzer verweisen zum Beispiel auf die ehemaligen Metzger Zerwes, Müller, Gottschalk und Sauer, den Brötchenkauf bei der Backstube Gülde, die Anschaffung ihrer ersten Armbanduhr bei Uhrmacher Hagedorn und an das erste Fahrrad, das bei Campana gekauft wurde. Ein anderer erinnert sich daran, dass er neue Tintenpatronen für seinen Füller stets bei Gunia erworben hat und dass es bei Feinkost Aubel die beste Cervelatwurst gab. Viele schwärmen zudem von der Eiscreme bei Cordella. „Sergio hat eine große Kugel aus zwei Eissorten, also halb und halb, gemacht, wenn du dich nicht entscheiden konntest“, schreibt eine Nutzerin.

Auch die Diskothek Paffenlöher Steffi spielt eine Rolle. So erfährt man, dass Zweiradfahrer als Gäste früher unerwünscht waren und Helm und Mofa vor dem Besuch zuerst irgendwo verstecken mussten. Andere fühlen sich zurückversetzt an den Tag, an dem sie im „Löh“ ihren ersten Klammerblues getanzt haben oder rechtzeitig vor Mitternacht noch so viel Kölsch an der Theke geholt haben, wie sie tragen konnten, um vom Freibier zu profitieren. Neben dem „Löh“ wird aber auch über die Diskothek im Megaphon und den Brand dort diskutiert.

Schöne Erinnerungen ruft bei vielen Gruppenmitgliedern das Lumina-Filmtheater hervor, in dem Kinofilme wie „Godzilla kehrt zurück“ und „Ein Tag ist schöner als der andere“ über die Leinwand flimmerten.

Einige denken zurück an die Tage, als es in Burscheid am Badehaus noch ein Freibad gab, das 1985 geschlossen wurde. Ebenfalls nicht vergessen ist das Krankenhaus, in dem viele Gruppenmitglieder das Licht der Welt erblickten.

Wieder andere erinnern sich daran, dass sie mit dem Balkanexpress zur Schule nach Opladen gefahren sind und während der Fahrt ihre Hausaufgaben gemacht haben. Ein Nutzer berichtet, dass er umsonst vorne in der Lokomotive mitfahren durfte, weil der Lokführer ihn beim Spielen an den Gleisen erwischt hatte und er sich „selten dämlich“ verstecken wollte. Eine weitere Burscheiderin hat noch die Pfennige und Groschen vor Augen, die sie auf die Bahngleise gelegt hat und ihre Freude, wenn der Zug darüber rollte.

Eine Nutzerin stellt schließlich fest, dass sie aus Burscheid kommt, weil sie „sich schon verdammt alt fühlt, wenn sie die Einträge liest, fast alle Mitglieder der Facebook-Gruppe kennt und sich immerhin an alles erinnern kann“.

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