Burscheider kämpft als Gladiator

In seiner Freizeit ist Bastian Schäfer als römischer Athlet unterwegs.

Burscheider kämpft als Gladiator
Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Ein Hieb gegen das Schild, ein Schlag gegen den Waffenarm. Staub wirbelt auf, der ungeschützte Arm wird immer schwächer. Wäre Bastian Schäfer vor 2000 Jahren geboren worden, würde er jetzt um sein Leben kämpfen. Heute kommt er meist mit ein paar Prellungen davon. Seit zwei Jahren ist der Burscheider leidenschaftlicher Hobby-Gladiator.

„Ich habe mit 17 Jahren mit Fantasy-Rollenspielen angefangen. Irgendwann kamen dann so Mittelalterveranstaltungen dazu. Ich habe immer gedacht, wenn ich mein erstes Gehalt habe, mache ich das auch richtig auf der historischen Schiene“, erinnert sich der 35-Jährige.

Einmal monatlich fährt er zum Kampftraining nach Grevenbroich. Hier feilen die Gladiatoren der Schule „Amor Mortis“ in einem Karatezentrum an ihren Fertigkeiten. Zwischendurch geht Bastian Schäfer ins Fitnessstudio. „Man muss fitnessmäßig schon gut drauf sein und eine gute Kondition haben. Gladiatoren waren damals die absoluten Leistungssportler“, weiß der Experte. Bei diesem schweißtreibenden Hobby wundert es nicht, dass Bastian Schäfer nebenbei 25 Kilo abgenommen hat.

Höhepunkte sind öffentliche Kämpfe, unter anderem in der Arena in Xanten. Die Regeln sind einfach: Die Waffen dürfen nicht spitz sein, sonst ist aber alles erlaubt. „Es ist eine Mischung aus Box- und Stichkampf. Mit seinem Schild darf man sich verteidigen“, erklärt Schäfer. Schiedsrichter sollen für faire Duelle sorgen. Platzwunden oder Prellungen sind dabei aber keine Seltenheit. „Wer gewinnt, merkt man dann schon“, sagt Bastian Schäfer. Bis zum Tod bekriegen sich die Kämpfer jedenfalls nicht.

Zur Zeit der Römer dauerten Gladiatorenkämpfe kaum länger als fünf Minuten. „Das ist wahnsinnig anstrengend. Man hat einen vier bis fünf Kilo schweren Helm auf dem Kopf und atmet die Luft ein, die man ausgeatmet hat.“

Der Industriemechaniker sieht sein Hobby daher vor allem als sportliche Herausforderung: „Ich betreibe einen Kampfsport.“ Dass seine Ausrüstung und seine Kämpfe authentisch sind, ist ihm sehr wichtig: „Das sind schließlich unsere Wurzeln. Wir versuchen, zu rekonstruieren, wie es damals war, und vermitteln die historischen Fakten dem Publikum.“

Die Gladiatorenkleidung ist daher noch kostspieliger als die mittelalterlichen Gewänder, mit denen er als Normanne unter anderem die Schlacht in Hastings nachgestellt hat. Ein guter Gladiatorenhelm kostet zwischen 600 und 1200 Euro. „Das sind alles Sonderanfertigungen, meist aus Stahl, Messing oder Bronze. Dieser hier ist eine Nachbildung von einem Fund in Pompeji aus verzinntem Stahl“, erklärt er und zeigt einen seiner Schätze.

Wozu er verschiedene Helme braucht? „Irgendwann will man halt mehr“, sagt Schäfer und lacht. „Außerdem ist der Schutz verdammt wichtig. Es bringt ja nichts, wenn man einen Helm auf dem Kopf hat und die Waffe trotzdem durchgeht.“ Viele Teile der Ausrüstung entstehen in mühsamer Handarbeit. Für die Kämpfe in Xanten fertigt Schäfer einige Schilde an. „In Xanten wird wieder viel Material draufgehen“, weiß der Gladiator schon jetzt.

27 Kämpfe hat Bastian Schäfer als Gladiator „Argos“ schon hinter sich. Den Namen muss man sich hart erarbeiten. „Für meinen Namen gibt es verschiedene Gründe. Ich war am Anfang sehr ehrgeizig und Argos war wohl auch der Jagdhund von Odysseus“, erklärt Schäfer grinsend. Wendig wie ein Jagdhund kämpft Argos wohl auch im Sand der Arena als Provocator mit Schwert oder als Retiarius mit Dreizack.

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