Burscheider eröffnet Institut in China

Mike Gutjahr will in Wuhan mit seiner Freundin Xue Jiao Zhu Kindern in einem privaten Center Englisch beibringen und Zeichnen anbieten.

Burscheider eröffnet Institut in China
Foto: privat

Burscheid. Eigentlich ist Mike Gutjahr gelernter Raumausstatter. Der 38-Jährige wuchs in Burscheid auf, besuchte hier die Hauptschule, ging auf die Kollegschule und machte seine Ausbildung. Doch sein Wunsch war eigentlich ein anderer. „Ich wollte Erzieher werden.“ Und festgefahren wollte er nicht sein. „Ich habe immer wieder gewechselt.“

Burscheider eröffnet Institut in China
Foto: Doro Siewert

Dass er aber mal Kindern in China Englisch beibringen würde, das hätte er sich sicher bis vor zwei Jahren nicht träumen lassen. Doch dann kam die Anfrage von einer guten Freundin, die in Wuhan ein Business-Center betreibt und einen Englischlehrer für Kinder suchte. „Du machst das schon“, hatte sie auf den Einwand entgegnet, dass er nicht Chinesisch sprechen könne und auch kein studierter Lehrer sei.

Und Mike Gutjahr machte. Er zog erstmal aufs Land neben die 18-Millionen-Metropole Wuhan und stellte fest: „Es gab eigentlich nichts.“ Außer Nebel — der natürlich keiner war, sondern Smog. Doch auch wenn alles Vertraute fehlte, der Burscheider fühlt sich wohl in China. Und zu Menschenrechtsverletzungen sagt er nur: „Ich fühle mich nicht eingeschränkt.“

Das Problem fehlender Sprachkenntnisse wurde durch eine Assistentin im Unterricht gelöst und der Burscheider bot seinen Unterricht, den er weniger leistungsorientiert denn pädagogisch betrachtet, an Kitas und später einer privaten Mittelschule zwölf- bis 16-jährigen Jungen und Mädchen an. Strecken musste er sich dafür nicht. „Seitdem ich in China leben, habe ich mich noch nie beworben.“

Ausschlaggebend ist laut Gutjahr dabei, dass die Eltern ihre Kinder um jeden Preis fördern wollten. „Lernen, lernen, lernen, heißt dort die Devise.“ Und dass ihm vertraut werde, liege auch an seiner Nationalität. „Wir haben in China einen unwahrscheinlich guten Ruf.“

Diesen will er nun nutzen und zusammen mit seiner Freundin Xue Jiao Zhu selbst ein privates Institut in Wuhan mit Angestellten aufbauen. Die 26-Jährige kommt aus der IT-Branche und lernte den Deutschen über einen gemeinsamen chinesischen Freund kennen. Da sie eine Kunstschule besucht hatte, porträtierte sie den Burscheider — und dabei blieb es nicht. Beide wollen heiraten. Und grünes Licht gibt es bereits von der Familie. Nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. „Meine Familie ist sehr tolerant“, erklärt Xue Jiao Zhu. Mike Gutjahr ergänzt, dass es schon wichtig für die Eltern gewesen sei, zu erkennen, dass er eine Existenz bieten könne. Gemeinsam wohnen die beiden in einer 90 Quadratmeter großen Wohnung mit Garten. Ende August fliegen die beiden wieder zurück und hoffen dann auf die Lizenz für ihre „Dreamstation“, so der Name des Centers, in dem die Kinder betreut werden sollen. Einiges werden beide dann allerdings vermissen: Eine ordentliche Currywurst, den blauen Himmel und die Ruhe. „It is so quit here“, schwärmt Xue Jiao Zhu von dem beschaulichen Burscheid.

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