Burscheid: „Wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben“

Hildegard und Viktor Friedla feiern den 65. Jahrestag ihrer Hochzeit inmitten der Kriegswirren.

Burscheid. 65 Jahre - das war lange ein Begriff fürs Erreichen des Rentenalters. In Rente geht die Ehe von Hildegard und Viktor Friedla aber nicht. Stolz und zufrieden blicken die gebürtigen Schlesier auf ihren langen gemeinsamen Lebensweg zurück - und feiern mit ihrer Familie und engsten Freunden ihre Eiserne Hochzeit.

Nicht nur Tochter (59) und Sohn (56) sind unter den 35 Gästen, sondern auch fünf Enkel und vier Urenkel. "Und das fünfte ist schon unterwegs", erzählt Hildegard Friedla lächelnd. Im Februar ist es so weit.

86 Jahre ist sie mittlerweile, ihr Mann hat sogar gerade erst seinen 91. Geburtstag gefeiert. "Man merkt, die Kräfte lassen nach", räumt sie ein. Aber der tägliche Spaziergang und das regelmäßige Kochen sind noch möglich, beim Gardinenaufhängen hilft die Tochter. "Wir können dem Herrgott dankbar sein, dass wir uns für unser Alter so gut gehalten haben", sagt die Wahl-Burscheiderin. "Und wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben."

Nein, Hadern und Bitterkeit ist bei den Friedlas nicht zu spüren. Und wenn die Ehefrau nach überstandenem Herzinfarkt mal skeptisch ist ("Ich habe schon bei unserer Diamantenen Hochzeit nicht geglaubt, dass wir die Eiserne noch erreichen"), hilft Viktor Friedla mit seinem unerschütterlichen Optimismus. In fünf Jahren Gnadenhochzeit - warum nicht?

Dabei hat ihr gemeinsames Leben und vor allem der Anfang der Ehe reichlich düstere Seiten geboten. Schon die Entscheidung, sich im letzten Kriegswinter im heimischen Oberschlesien das Ja-Wort zu geben, war ein Zeichen gegen die Trostlosigkeit. "Meine Eltern haben uns für verrückt erklärt", sagt sie.

Wenige Monate später folgt die Kapitulation und für Viktor Friedla die Kriegsgefangenschaft, erst bei den Amerikanern, dann bei den Russen. Zweieinhalb Jahre fehlt jedes Lebenszeichen. Doch gerade als Hildegard Friedla wieder ins inzwischen polnische Oberschlesien zurückgekehrt ist, dann doch der erlösende Brief. "Weil ich nicht mehr nach Frankfurt an der Oder wollte, ist halt er gekommen." Sie bleiben bis 1965 in Polen.

Schließlich der Wechsel mit den beiden Kindern in den Westen, erst nach Wuppertal, vor 24 Jahren dann nach Burscheid. Ab und an gibt es noch einen Besuch in der alten Heimat, aber das Bergische wächst ihnen mehr und mehr ans Herz. "Wir haben guten Anschluss durch die Katholische Gemeinde gehabt." Bei der Caritas-Sammlung helfen sie mit, beim Besucherdienst, auch der Seniorenclub ist feste Anlaufstation.

Und auch wenn das heute nicht mehr so möglich ist, der Kirche sind sie weiter verbunden: Am Samstag werden sie in der Hilgener Gemeindemesse gefeiert.

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