Bei JC stehen Kündigungen bevor FM baut massiv befristete Stellen ab

Auch bei den beiden größten Arbeitgebern vor Ort schlägt die weltweite Absatzkrise durch.

Burscheid. Auf der Belegschaftsversammlung von Johnson Controls (JC) hat Europachef Johannes Roters am Dienstag ein ganz schwieriges Geschäftsjahr 2009 angekündigt. Nach amerikanischer Weise beginnt es bereits im Oktober. Die Konzernspitze in Milwaukee/USA hat daher Anfang des Monats eine weltweite Restrukturierung angekündigt. Entlassungen und die Schließung von Standorten stehen im Raum, ohne dass bisher Details genannt wurden.

Betroffen sind nach Aussage von Pressesprecherin Astrid Schafmeister alle drei Konzernbereiche, also der Automobilbereich, das Gebäudemanagement und die Batteriensparte. JC als Zulieferer sei unmittelbar von der Krise des weltweiten Automobilmarktes betroffen.

Bei allen JC-Kunden seien die Produktionsvolumina zurückgefahren worden. "Und die Finanzkrise in den USA mit ihren Auswirkungen auf den Immobilienmarkt betrifft natürlich besonders unser Gebäudemanagement."

Die Europazentrale hat eine Einsparungsvorgabe im mittleren zweistelligen Millionenbereich. In einer ersten Welle sollen die Zahl der Lieferanten reduziert und befristete Arbeitsverträge nicht verlängert werden. Aber das wird nicht genügen.

Roters hat den Mitarbeitern in Burscheid und den angeschlossenen Satellitenbüros daher einige Angebote zur Prüfung unterbreitet: Sie reichen von Teilzeitbeschäftigung über ein freiwilliges Sabbatjahr bis hin zum freiwilligen Ausscheiden gegen Abfindung und die Inanspruchnahme von Vorruhestandsregelungen. "Betroffen sind alle Hierarchieebenen mit Ausnahme der Ingenieure, die überall händeringend gesucht werden", sagt Schafmeister.

Bis Mitte Oktober haben die Mitarbeiter Bedenkzeit, ob sie von einem der Angebote Gebrauch machen wollen. Abhängig von dem Ergebnis seien danach "auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen". In welcher Größenordnung, dazu wollte die Sprecherin noch keine Angaben machen. Eine Umsetzung erwartet sie im ersten und zweiten Quartal des neuen Geschäftsjahres, also bis Ende März 2009.

Derzeit beschäftigt Johnson Controls weltweit 75000 Mitarbeiter, in Europa 31000 und in Burscheid inklusive der Satellitenbüros 1860. In der Europazentrale allein sind es aktuell noch 1750.

Auch bei Federal-Mogul (FM) hat Konzernchef José Maria Alapont vergangene Woche Mittwoch den Abbau von weltweit 4000 Arbeitsplätzen angekündigt, das sind acht Prozent der Gesamtbelegschaft.

Nach Angaben von FM-Geschäftsführer Michael Hedderich werde auch in Burscheid seit August "massiv" Personal abgebaut. Allerdings seien betriebsbedingte Kündigungen "nicht in Sicht und werden zurzeit auch nicht diskutiert". Der Standort Burscheid hat noch 1800 Beschäftigte.

Laut Hedderich könne man den notwendigen Personalabbau über das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge und die Beendigung der Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen regeln. Auch müsse Burscheid nicht analog zum Weltkonzern um acht Prozent reduzieren. "Das ist abhängig von der jeweiligen Auftragssituation."

Gleichwohl sei er "überrascht über die Stärke des Abschwungs". Der Kolbenringproduzent bewege sich im Augenblick "deutlich unterhalb des Plans". "Und ich gehe davon aus, dass der Abschwung länger anhält, mindestens ein halbes Jahr."

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