Am Tag selbst hatten sie aber offenbar auf die Lektüre verzichtet: Die dramatische Situation bei Federal-Mogul war der einstigen Arbeiterpartei in der Gaststätte Massiefen nicht eine Silbe wert. Stattdessen ließ Kandidat Jakob ("Wir sind nicht überheblich, aber wir haben gute Laune") Spardosen für sein Projekt "Burscheid blüht auf!" verteilen.

Politisch ist die Stoßrichtung für den Wahlkampf inzwischen klar: Becker umgarnt das neue Bündnis für Burscheid (BfB), schont den unabhängigen Kandidaten Michael Baggeler und schießt sich auf den CDU-Kandidaten Stefan Caplan ein. Während er der "Rest-CDU" "Kompetenzlosigkeit" vorwirft, schreibt er den Ex-CDU-Mitgliedern im BfB "Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Verlässlichkeit" zu. Unter diesen Schlagworten sagt der SPD-Chef einen Zweikampf von Jakob und Baggeler voraus. "Beide haben für die Burscheider Bürger viel geleistet." Caplan und der Burscheider CDU könne man dagegen nicht mehr vertrauen.

Beckers offenkundige Strategie dabei: Er baut darauf, dass das BfB bei der Kommunalwahl drittstärkste politische Kraft wird, und hofft mit dem Bündnis an der Seite der SPD auf "ein vollkommen neues politisches Kräfteverhältnis": "Wir sind bereit, die Amtsgeschäfte 2009 zu übernehmen."

Bodo Jakob kündigte an, bei der Jahreshauptversammlung im März mit Rücksicht auf seine Bürgermeisterkandidatur nicht mehr für den Vorsitz des Stadtsportverbandes (SSV) zu kandidieren.Das sei nicht als überhebliche Siegesgewissheit zu verstehen. Er halte ein solches Vorgehen schlicht für "ehrlicher".