Autor auf Tuchfühlung mit seinen Lesern

Jugendbuch-Autor Christian Linker stattet der Realschule einen Besuch ab. Und verrät spannende Details über seine Werke.

Burscheid. Bei so viel Aufmerksamkeit und Mühe ist auch ein Erfolgsautor einen Moment sprachlos. „Ich bin ganz schön von den Socken, was ihr hier alles gemacht habt“, sagt Christian Linker dann, während sein Blick über eine Fotostory, seinen Lebenslauf, Plakate und einen riesigen Fragebogen gleitet, die in der Aula der Evangelischen Realschule aufgebaut sind.

Dort war der Jugendbuch-Autor am Mittwoch zu Gast — als krönender Abschluss eines Projektes der 9. Klassen. Mehrere Wochen lang haben sie sich im Deutschunterricht mit Linkers Buch „Blitzlichtgewitter“ beschäftigt. Darin geht es um Fabian, der aus einer Laune heraus Bilder von Becca macht, die auf einer Party ziemlich abstürzt: betrunken, schlafend, fast nackt. Die Bilder verbreiten sich, Becca verschwindet und Fabian wird von einem anonymen Racheengel verfolgt.

Den Autor endlich einmal vor sich zu haben, das nutzen die Schüler an diesem Tag vor allem, um Fragen zu stellen. Wie lange er denn für so ein Buch braucht („Etwa anderthalb Jahre von der Idee bis es schließlich im Laden liegt“), woher er seine Ideen nimmt („Die kommen überall, manchmal sogar beim Wäscheaufhängen“) und ob er schon mal eine Schreibblockade gehabt hat („Ich glaube nicht, dass es die wirklich gibt“).

Doch auch Linker sucht das Gespräch mit den Schülern. „Könnt ihr denn die Handlung von Becca nachvollziehen?“, will er wissen, nachdem er einen Abschnitt aus seinem Buch noch einmal vorgelesen hat. Besonders die Antwort der Mädchen interessiert ihn. „Ich bin ein Mann. Und da interessiert es mich, ob ich es schaffe, Mädchen authentisch darzustellen.“ „Ich hätte wohl anders gehandelt, aber nachvollziehbar ist es“, sagt eine Schülerin.

Im Gegenzug erfahren die Neuntklässler viele spannende Details über das Buch, die sonst nirgendwo stehen. Dass etwa die Szene in Dänemark tatsächlich auch in Dänemark geschrieben wurde, wo Linker damals gerade im Urlaub war. Und, dass das Buch ursprünglich ein viel blutigeres Ende hatte. „Aber da hat meine Lektorin mich schließlich überzeugt, es eher psychologisch zu gestalten“, sagt er.

Und noch ein Satz fällt, den man von einem Autor eher selten hört: „Blitzlichtgewitter ist literarisch gesehen nicht mein bestes Werk.“ Es sei zwar finanziell das erfolgreichste, aber sein inhaltlich bestes Buch sei definitiv „Absolut am Limit“. Und daraus liest er dann auch noch einen Abschnitt vor.

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