Aufbruch in Kollwitz-Werken

Das Käthe Kollwitz Museum zeigt mehr als 200 Werke der Künstlerin, die sich mit bedeutenden Zeitenwenden beschäftigen.

Köln. Bedeutende Zeitenwenden begleiten das Leben von Käthe Kollwitz (1867 bis 1945): Kaiserreich und Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. Wie kaum ein anderer Künstler setzt sie sich mit diesen politischen Ereignissen in ihrer Kunst, ihren Tagebüchern und Briefen auseinander — stets getragen von der Sehnsucht nach einer Bruderschaft der Menschen.

Im 100. Gedenkjahr zum Ende des Ersten Weltkriegs widmet das Käthe Kollwitz Museum Köln diesen spannungsgeladenen Themenfeldern im uvre von Käthe Kollwitz eine Sonderausstellung. Zu sehen sind mehr als 200 Zeichnungen, Druckgraphiken, Plastiken und die bekanntesten Plakate der Künstlerin aus dem Bestand der Kölner Kollwitz-Sammlung — neu erworbene Blätter wie auch zahlreiche, äußerst selten gezeigte Werke. Die Ausstellung in acht Kapiteln präsentiert darüber hinaus umfangreiche Informationen zur Zeitgeschichte und zur Biographie der Künstlerin.

Bereits in ihrer Kindheit in der Ära Bismarck träumt Käthe Kollwitz den Traum von Revolution und Barrikade. Ihr Frühwerk ist Ausdruck einer progressiven Gesinnung und zugleich soziale Anklage. Ihre Themen sind trotz der oft literarischen und historischen Sujets brandaktuell. Wilhelm II. und die Offiziellen des Kaiserreichs lehnen die Arbeiten der Künstlerin ab.

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs fällt Kollwitz‘ jüngerer Sohn Peter als Kriegsfreiwilliger. Sein Tod bedeutet einen tiefen Einschnitt im Leben der Künstlerin. Je länger der Krieg dauert, umso mehr wandelt sie sich zur Pazifistin. In der Zeit der Weimarer Republik erlangt Kollwitz höchste Bekanntheit und nutzt diese auch, um den Aufbau der jungen Demokratie zu unterstützen. Mit zahlreichen ihrer Arbeiten versucht sie in den Jahren der Inflation die Not zu lindern. Ein wichtiges Anliegen ist ihr außerdem die pazifistische Erziehung der Jugend.

1932 und erneut nach der Machtübernahme Hitlers 1933 unterzeichnet Käthe Kollwitz einen Aufruf zum Zusammenschluss der Linksparteien, um eine nationalsozialistische Mehrheit zu verhindern — nicht ohne Konsequenzen: sie wird zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen. Ab 1936 hat die Künstlerin faktisch Ausstellungsverbot und kann gegen den Zweiten Weltkrieg, den sie früh aufziehen sieht, nicht mehr öffentlich Stellung beziehen.

Kurz vor Ende des Krieges, am 22. April 1945, stirbt Käthe Kollwitz nach ihrer Evakuierung an ihren letzten Zufluchtsort in Moritzburg. Bis zuletzt hält sie an ihrer tiefen Überzeugung fest: „Aber einmal wird ein neues Ideal erstehen, und es wird mit allem Krieg zu Ende sein.“

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