Geschichte : Auf Zeitreise in die Vergangenheit
Köln Es sind besondere Einblicke, die die Rekonstruktionen von in der NS-Zeit zerstörten Synagogen ermöglichen. Das gilt insbesondere für die Kölner Synagoge in der Glockengasse, die mit ihrer Farbigkeit und der opulenten Ausstattung begeistert.
Sie wurde im „maurischen“ Stil errichtet und verfügte über 230 Sitzplätze für Männer und 140 für Frauen. Nach der Fertigstellung des Opernquartiers am Offenbachplatz soll nicht nur die Gedenkplakette zurückkehren, sondern auch ein „Fernrohr“ wird vor Ort aufgestellt, mit dem man zurück in die Vergangenheit und in das Innere des Gebäudes blicken kann.
Die Idee, die von den Nationalsozialisten zerstörten Gotteshäuser virtuell zu rekonstruieren, entstand bei Marc Grellert von der TU Darmstadt, nachdem es 1994 einen antisemitischen Anschlag auf die Synagoge in Lübeck gab. Dass das Projekt nichts von seiner Aktualität verloren hat, zeigt der jüngste Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge. „Diese Taten zeigen, wie offen und brutal Antisemiten und Rechtsradikale in unserer Gesellschaft wieder agieren. Die Ausstellung will dagegen ein Zeichen setzen“, sagt Grellert. Die Rekonstruktionen werden noch bis zum 19. September im Kölner NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz gezeigt. Das geschieht auch als Beitrag im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
3000 Synagogen gab es
noch im Deutschen Reich
Insgesamt 3000 Synagogen gab es im Deutschen Reich. Etwa die Hälfte davon wurden zerstört, alleine mehr als 900 in der Reichspogromnacht von 1938. 360 Gotteshäuser wurden nach 1945 abgerissen. Das geschah noch bis in die 80er Jahre, auch weil es nur wenige Menschen gab, die sich in dieser Zeit für den Erhalt der Synagogen eingesetzt haben.