Auf Expedition ins Mittelalter

Neue Sonderschau im Museum Schnütgen mit selten gezeigten Werken aus dem eigenen Depot.

Auf Expedition ins Mittelalter
Foto: Stephan Eppinger

Köln. Besondere Schätze gibt es ab heute im Kölner Museum Schnütgen zu bewundern. Die Ausstellung „Expedition Mittelalter. Das verborgene Museum Schnütgen“ zeigt etwa 200 Werke aus den eigenen Sammlungsbeständen, die noch nie oder lange Zeit nicht mehr zu sehen waren. Sie ist eine Einladung, die ferne andere Welt des Mittelalters auf intuitive Weise selbst zu entdecken.

„Es hat uns selbst große Freude gemacht, aus den reichen Beständen auszuwählen. Insgesamt gibt es dort 13 000 Werke, davon sind 500 in der Dauerausstellung zu sehen. Für uns war das eine Expedition im eigenen Depot“, sagt Museumsdirektor Moritz Woelk. In Arbeit sei auch ein neues Handbuch zur eigenen Sammlung.

Die Raumtitel, die die Sonderausstellung thematisch gliedern, sind bewusst keine kunsthistorischen oder religiösen Kategorien. Sie sind vielmehr als Anregungen und Hinweise gedacht, einen Brückenschlag in die Erfahrungswelt der Menschen von heute zu bilden und die Kunstwerke mit einem frischen, unvoreingenommenen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. „Wir wollten ganz bewusst nicht belehren, sondern einen leichten Zugang zur Ausstellung ermöglichen“, sagt Woelk.

„Im Garten der Schöpfung“ bildet den Auftakt, ein Themenfeld, das im Mittelalter und in den folgenden Epochen die Phantasie in Gang gesetzt hat und zu vielen Kunstwerken anregte. Neben der biblischen Schöpfungsgeschichte, dargestellt etwa in der 2015 erworbenen und nun erstmals ausgestellten Taschenbibel, wird auch der kreative Vorgang anschaulich, aus der ungeformten Materie eine Gestalt zu erschaffen und die körperliche Gestalt als Ausdruck einer geistigen Idee zu verstehen. Der Garten des Paradieses vereint als Schöpfung wilde Natur und architektonische Ordnung.

Beispielhaft hierfür sind romanische Bildwerke aus Stein, wie ein in Köln um 1200 angefertigtes Rankenrelief mit Drachen sowie das monumentale, zugleich filigran aus Eisen geschmiedete Gitter aus dem Zisterzienserkloster Heisterbach von 1751, das wie eine Paradiespforte den Altarraum begrenzte.

Als Wegbegleiter steht dem Besucher eine Vielzahl von Heiligen bei dem Streifzug durch die Welt des christlichen Mittelalters zur Seite. „Unterwegs“ thematisiert die auch im Mittelalter schon bedeutsame Mobilität des Menschen und Gründe, sich auf den Weg zu machen. Hiervon zeugen handliche Objekte, die man mit sich führen konnte oder von Reisen mitbrachte, wie etwa kleine Andachtsbilder oder ein Anhänger mit der Darstellung des hl. Nikolaus, der aus Byzanz in den Westen gelangte.

Ein phantastisches mittelalterliches Reisebuch führt gar in ferne Länder mit ungewöhnlichen Bewohnern, exotischen Pflanzen, Tieren und Monstern.

Der Mensch lebt nicht allein, im Bereich „Gemeinschaften“ sind daher Kunstwerke versammelt, die auch das soziale Leben und Gefüge exemplarisch reflektieren, wie in dem Grabteppich der Grafen von Neuenahr und dem Reliquienkreuz mit Stifterinschrift. Die Wege, sich die Welt vom Alltagsleben bis zur Deutung des Großen und Ganzen zu erschließen, können sehr vielfältig sein, es gibt dazu nicht allein ein Narrativ, wie man heute gerne sagt.

Themenbereiche wie „Begegnung von Himmel und Erde“, „In diesem Augenblick“ „Reich der Sinne“ oder auch „Erzählungen“ sind dafür Beispiele. Bildlichen Ausdruck findet dies in Werken wie einem Kopffragment Christi von einem Triumphkreuz, der Darstellung musizierender Engel und einem Ärmelbesatz mit Szenen aus der Josephsgeschichte. Die in Verbindung mit verehrten Persönlichkeiten mythisch aufgeladenen Objekte spielten bereits im Mittelalter eine große Rolle, wie der Schachstein Karls des Großen oder die Kasel des hl. Anno, Erzbischof von Köln.

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