Kirche Auf den Spuren der weisen Könige

Burscheid/Köln. · Am kommenden Sonntag wird in der Kirche der Dreikönigstag gefeiert. Bis dahin sind in Burscheid und der Region die Sternsinger unterwegs, um Geld für Kinder in Not zu sammeln.

Für sie wurde im Mittelalter der neue gotische Dom gebaut, um die Pilgermassen, die nach Köln strömten, angemessen empfangen zu können. Vor mehr als 850 Jahren brachte Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln. Noch heute kommen jedes Jahr Millionen Pilger und Touristen, um den goldenen Schrein von Caspar, Melchior und Balthasar im Binnenchor des Doms zu sehen.

„Daher ist für uns im Erzbistum Köln der Dreikönigstag von großer Bedeutung. Im Mittelalter wurden die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln gebracht. Die Italiener würden wahrscheinlich eher von ‚geklaut‘ sprechen, aber damals war das ja alles eine politische Einheit. Und wir verdanken dem Schrein den herrlichen Dom, der darum gebaut wurde“, sagt der leitende Pfarrer für Odenthal, Altenberg und Burscheid, Monsignore Johannes Börsch.

Der Dreikönigenschrein
ist ein echtes Meisterstück

„Der Schrein der Heiligen Drei Könige ist das größte, künstlerisch bedeutendste und inhaltlich anspruchsvollste Reliquiar des Mittelalters. Für die 1164 aus Mailand nach Köln gebrachten Gebeine der Könige wurde ab ca. 1190 bis um 1220 der Schrein von der Werkstatt des Goldschmiedes Nikolaus von Verdun und nachfolgenden Kölner und maasländischen Werkstätten gefertigt. Der künstlerische Schmuck besteht aus in Gold und Silber getriebenen, feuervergoldeten Figuren, Filigranplatten mit Steinbesatz (Edelsteine, Halbedelsteine, antike geschnittene Gemmen und Kameen) und Emailschmelz an Säulen, Bögen und Profilen. Das Bildprogramm umfasst die Heilsgeschichte vom Anbeginn der Zeit bis zum Weltgericht. Nach der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen 1794 war der Schrein um eine Achse verkürzt worden. Bei der letzten Restaurierung von 1961 bis 1973 wurde er weitgehend in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. In mittelalterlicher Zeit war geplant, den Schrein in der Vierung des Domes aufzustellen. Heute erhebt er sich hinter dem mittelalterlichen Hochaltar und bildet so das Zentrum des gotischen Domes, der als steinernes Reliquiar für ihn errichtet worden war“, erklärt der Kunsthistoriker Rolf Lauer auf der Homepage des Kölner Doms, welchen Schatz die Stadt mit dem Erbe der Heiligen Drei Könige in Händen hält.

„Der Dreikönigstag ist der zweite Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten. Bei der Orthodoxen Kirche ist die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland sogar der ganz entscheidende Feiertag. Da hat Weihnachten mit den Heiligen Abend keine große Bedeutung. Diese Tage gehen auf die Antike zurück, wo das Fest der unbesiegten Sonnengötter an der Wintersonnenwende gefeiert wurde, nach der die Tage wieder länger werden. Auf diesen Tag hat man dann die Geburt von Jesus Christus gelegt. Das geht also auf eine römische Tradition zurück“, erläutert Börsch. Und auch in anderen Ländern wie zum Beispiel Spanien ist der Dreikönigstag, der Tag, an dem die Familie feiert und die Geschenke verteilt werden.

Im Altenberger Dom wird der Dreikönigstag abends mit einer feierlichen Messe gefeiert. „Es ist für uns der Tag, an dem unsere Sternsinger zurückkommen. Sie finden ihren Platz vorne im Chorraum des Doms und bringen die Gaben mit, die sie für die Kinder in der Welt gesammelt haben. Sie haben dafür den Menschen den Segen für ihre Häuser gebracht.“ Dieser lautet „C+M+B - Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus“ und wird heute in der Regel mit einem Aufkleber an der Haus- oder der Wohnungstür angebracht. Die Kreide hat mittlerweile fast ausgedient. „Wir machen aber immer das, was sich die Leute wünschen, ob Aufkleber oder Kreide.“ Unterwegs waren für die Gemeinde laut Börsch etwa 30 bis 40 Sternsinger.

Verändert hat sich auch die Organisation der Sternsinger in Katholischen Gemeinde. „Früher hat diese einer unserer Seelsorger übernommen. Heute macht das eine Frau aus der Gemeinde, die als Religionslehrerin an einem Gymnasium arbeitet. Ich sehe das gerne, wenn nicht alles von Hauptamtlichen gemanaget wird, sondern auch von Basis der Gemeinde mitgetragen wird.“

Bei der Auswahl der Sternsinger spielt das Alter keine Rolle. Begleitet werden diese entweder von Erwachsenen oder von Jugendlichen. „Wir haben hier insgesamt etwa 70 Messdiener, die sich gerne beim Sternsingen engagieren und die bei der Organisation mithelfen. Es ist immer gut, wenn bei den Kindern ein Begleiter dabei ist.“

Wo das gesammelte Geld hingeht, entscheidet das päpstliche Missionswerk in Aachen. „Es wird weltweit verteilt und soll Kindern in Not helfen. Meist wird der Schwerpunkt auf ein Land gelegt. Mir ist es wichtig, die Kinder auch darüber zu informieren, dass es andere Kinder gibt, die es weit schwerer haben, als wir hier in Deutschland. Da müssen Kinder wie zum Beispiel in Bangladesch schon früh arbeiten. Es geht nicht nur darum, Geld zu sammeln, sondern auch darum, weltweit im Glauben vereint zu sein“, betont Börsch. Die Sternsinger sammeln in diesem Jahr für Kinder mit Behinderung in Peru. Die Aktion soll darauf aufmerksam machen, dass diese Kinder keine Last, sondern Menschen mit Würde und Rechten sind.

Seit 1959 gibt es die
Aktion Dreikönigssingen

Die Aktion Dreikönigssingen gibt es seit 1959. Sie ist eine Kooperation von Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Seit 1959 haben die Sternsinger bundesweit mit rund einer Milliarde Euro über 73.000 Projekte unterstützt. 2018 sammelten die Sternsinger bundesweit rund 49 Millionen Euro. Entsendet wurden die Sternsinger vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der die Kinder am 28. Dezember im Kölner Dom empfangen hatte. Die Aktion Dreikönigssingen steht 2019 unter dem Motto „Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit“.

Während man im ländlich, katholisch geprägten Altenberg einfach beim Sternsingen von Haus zu Haus geht, rufen im eher evangelisch geprägten Burscheid die Menschen, die von den Sternsingern ihren Segen erhalten möchten, im Pfarrbüro an. Dort wird dann eine Liste für die Sternsinger ausgearbeitet, die heute Vormittag zum Beispiel das Burscheider Rathaus besuchen werden.

„Die Geschichte von den Heiligen Drei Königen ist bei den Kindern hier in Altenberg gut verankert. Ich halte jede Woche zwei Schulmessen in den beiden Grundschulen hier vor Ort. Da habe ich einen sehr guten Kontakt zu den jungen Menschen und kenne sie auch alle mit ihrem Namen. Und die Geschichte von den Heiligen Drei Königen stößt da immer auf ein großes Interesse“, sagt Börsch.

„Zu der Zeit der Geburt Christi kannte man nur drei Kontinente – Europa, Asien und Afrika. Die drei Weisen aus dem Morgenland vertreten diese Kontinente und knien sich vor dem Herrn nieder. Das ist eine Botschaft, die man Kindern gut vermitteln kann. Das gilt gerade auch dann, wenn ihre Familien aus verschiedenen Ländern zu uns gekommen sind. Auch unsere Gemeinden sind bunt und facettenreich. Da gibt es neben den Katholiken, die schon immer hier im Bergischen gelebt haben, die Menschen, die von der Rheinebene zum Beispiel nach Burscheid gezogen sind, da gibt es Menschen, die vor vielen Jahren aus Schlesien ins Bergische Land gekommen sind, und da gibt es Menschen, der Familien aus anderen Ländern zu uns gezogen sind“, sagt Börsch nicht ohne Stolz.

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