Burscheid 165 PS — aber nur für den Unterricht

Im Berufsbildungszentrum des Handwerks an der Industriestraße lernen Azubis für ihren späteren Beruf. Eine neue BMW gab es gestern als Geschenk. Das Motorrad dient aber nur der Ausbildung.

Burscheid: 165 PS — aber nur für den Unterricht
Foto: Kreishandwerkerschaft

Burscheid. Angehende Mechatroniker aus Leverkusen, dem Rheinisch Bergischen und dem Oberbergischen Kreis werden im Berufsbildungszentrum des Handwerks an der Industriestraße 55 in Burscheid fit gemacht für den späteren Beruf. 160 bis 170 Azubis durchlaufen dort unter den Augen von Ausbildungsleiter Jürgen Modemann die überbetriebliche Schulung der Kraftfahrzeuginnung pro Lehrjahr.

Gestern war für die Azubis der Fachrichtung Motorradtechnik ein besonderer Tag. Sie bekamen eine BMW S 1000 XR im Wert von 19 000 Euro vom Autohaus Kaltenbach aus Wipperfürth überreicht. Gespendet worden ist das Krad dem Burscheider Berufsbildungszentrum aber von BMW aus München. Freude in ihrer Freizeit wird den Azubis das High-Tech-Krad mit 165 PS und einer maximalen Endgeschwindigkeit von 280 km/h jedoch nicht machen. „Ihr dürft es nicht fahren“, warnte bei der Übergabe Motorradmeister Ulrich Bongard. „Es gibt noch nicht mal einen Brief dafür.“

Freude an der beruflichen Arbeit werden die Lehrlinge dennoch haben. Denn das Vorgängermodell in dem Burscheider Berufsbildungsinstitut ist mit dem Baujahr 2006 fast schon ein Histörchen — und gerade für die diagnostische Analyse von Fehlern nicht mehr zeit- und vor allen Dingen prüfungsgemäß. Denn die Rahmenlehrpläne des Mechatronikers in dieser Sparte haben sich jüngst im Jahr 2015 geändert. Somit mussten auch die Grundlagen für die überbetriebliche Ausbildung angepasst werden. „Heute muss jeder in der Branche elektrotechnisches Denken mitbringen“, erläutert Jürgen Modemann. Und Ulrich Bongard ergänzt: „Man sitzt viel am Daten-Computer. Der PC ist von der Diagnose nicht mehr wegzudenken.“ Und an einem neuen Motorrad können kaum noch jemand bei einem Defekt selbst Hand anlegen. „Der Kunde muss in die Werkstatt kommen.“

Damit dort aber Menschen arbeiten, die sich mit Assistenzsystemen wie ABS oder der Ermittlung von Abgaswerten auskennen, ist gestern das Motorrad aus dem aktuellen Baujahr übergeben worden. „Das ist eine richtige Spielwiese“, verspricht Bongard. Dort sollen die Mechatroniker beispielsweise lernen, ob tatsächlich nach erfolgter Diagnose ein Fehler in einem Steuergerät vorliegt. Und ob diese möglicherweise ausgetauscht werden müssen. „Womöglich kann der Fehler aber auch mit einem Software-Update bereinigt werden“, so Modemann.

Dass es aber mit einer zeitgemäßen Ausbildung nicht getan ist, verrät Bongard. „Wir müssen in unserem Betrieb alle drei Jahre 25 000 Euro in Updates und neue Technologien investieren. Und die Kollegen müssen zweimal im Jahr zur Schulung.“

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