1. Mai: „Entlassungen sind keine Lösung“

Mehr 5000 Menschen machen bei der Kölner DGB-Kundgebung ihrem Ärger über die Wirtschaftskrise Luft. Mit dabei auch die Mitarbeiter von Federal-Mogul aus Burscheid.

Köln/Burscheid. Der Ärger über die aktuelle Wirtschaftssituation ist vor der DGB-Zentrale am Hans-Böckler-Platz regelrecht spürbar. "Nur weil die da oben sich verzockt haben, müssen wir jetzt um unsere Jobs bangen. Das ist nicht gerecht", ärgert sich ein junger Schlosser aus Köln.

Auch bei den Mitarbeitern von Federal-Mogul hat sich seit der Betriebsversammlung da nicht viel verändert. "Die Stimmung im Betrieb ist schlecht. Trotzdem sind wir mit den Verhandlungen auf einem guten Weg. Wir haben der Geschäftsführung klargemacht, dass wir alle Jobs erhalten wollen, und haben dazu entsprechende Vorschläge präsentiert", sagt Betriebsratschef Michael Bergmann.

Knapp 40 seiner Kollegen sind mit nach Köln gekommen, um bei der zentralen Kundgebung des DGB Flagge für Burscheid zu zeigen. "Entlassungen sind keine Lösung", steht auf einem der Transparente. Eine Einladung der SPD, vor Ort in Burscheid zu demonstrieren, war von den Vertrauensleuten und dem Betriebsrat abgelehnt worden. "Es hat Tradition, dass die Kollegen von Federal-Mogul zur zentralen Kundgebung kommen. Das war früher Leverkusen und jetzt ist es Köln", erklärt der zuständige Bevollmächtigte der IG Metall, Witich Roßmann.

Für ihn gibt es bei der Stimmung in der Arbeitnehmerschaft zwei Tendenzen. "Die einen verspüren große Wut über die geplanten Entlassungen und das unverantwortliche Handeln der Manager, die anderen stecken einfach den Kopf in den Sand und wollen von der Krise nichts mehr hören", sagt Roßmann.

Bei den Forderungen, die auf den vielen Transparenten während des zweistündigen Demonstrationszugs durch die Kölner Innenstadt zu lesen sind, waren die Verfasser mitunter sehr kreativ. "Ich bin ein Standortvorteil, also nimm mich", fordert ein Lehrling, während die Mitarbeiter des Kölner Unternehmens Humbold Weding auf einen Rettungsschirm hoffen, der eine Schließung und die damit verbundenen Entlassungen verhindert.

In seiner Rede findet der neue Kölner Regionalvorsitzende des DGB, Andreas Kossiski, klare Worte. "Die aktuelle Wirtschaftskrise ist ein gefährlicher Prozess, der zum Einsturz unseres gesamten politischen Gefüges führen könnte und die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert."

Der soziale Friede sei in Ländern wie Frankreich oder Italien in Gefahr. "So weit sind wir in Deutschland zum Glück noch nicht", sagt Kossiski, der sich über die polemische Reaktion der Politik auf Warnungen vor sozialen Unruhen wundert. Die Krise sei aber auch eine Chance versäumte Investitionen nachzuholen und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

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