Entscheidung des Bundesforschungsministeriums Bundesmittel in Millionenhöhe - NRW überzeugt mit grüner Batterie

Düsseldorf · Der Zuschlag für die Forschungsfabrik geht an das Projekt von Münster, Aachen und Jülich. Mit der Idee einer grünen Batterie konnte sich NRW so gegen Bewerbungen aus Baden-Württemberg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und Sachsen durchsetzen.

 Deutschland will in Sachen Batterien aufholen. Die Forschung dazu soll künftig von Münster aus koordiniert werden.

Deutschland will in Sachen Batterien aufholen. Die Forschung dazu soll künftig von Münster aus koordiniert werden.

Foto: dpa/Peter Kneffel

In Baden-Württemberg hatten schon zumindest gedanklich die Sektkorken geknallt: Ulm werde den Zuschlag für die bundesweit einzigartige Batterieforschungsfabrik erhalten, war bereits Mitte der Woche geraunt worden. Doch am Freitagmorgen kam alles anders: Als Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) in aller Frühe und zehn Tage vor dem eigentlich angekündigten Termin in Berlin die Entscheidung bekanntgab, saßen mit auf dem Podium: Professor Martin Winter aus Münster, Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, und der Aachener Professor Achim Kampker. Damit war klar: NRW hat die 500-Millionen-Euro-Förderung des Bundes an Land gezogen.

Das Projekt des Batterieforschungszentrums MEET der Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Aachen und dem Forschungszentrum Jülich enthalte, so Karliczek, neben der Produktion „als Einziges einen überzeugenden, rechtlich realisierbaren Ansatz, wie testweise produzierte Batterien optimal genutzt werden können und nach der Nutzungsphase auch über ein Recycling­system wiederverwertet werden können“. Mit der Idee einer grünen Batterie konnte sich NRW so gegen Bewerbungen aus Baden-Württemberg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und Sachsen durchsetzen. Mit den beiden Aachener Elektropionieren Achim Kampker und Günther Schuh sind die Wissenschaftler beteiligt, die als Gründer des Elektrotransporters Streetscooter bekannt wurden.

Der Fabrikneubau soll im Februar 2022 stehen

Das Land will und muss jetzt aufs Tempo drücken, denn die zügige Realisierbarkeit war eines der Entscheidungskriterien. Bei den Bundesmitteln wird es dabei nicht bleiben. „Allein für den Aufbau und Betrieb der Forschungsfertigung Batteriezelle wird die Landesregierung mehr als 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen“, kündigte Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) an.

Der Neubau für die Forschungsfabrik soll bis zum Februar 2022 fertiggestellt sein. Einrichtung und Betrieb der Fertigung sollen durch die Fraunhofer-Gesellschaft erfolgen. Aber schon zum Jahresbeginn 2020 kann die Arbeit aufgenommen werden. Die Stadt Münster hat erklärt, bis zur Fertigstellung der Fabrik kostenlos Büroräume, Laboratorien, Lagerflächen und Produktionshallen zur Verfügung zu stellen.

Teil der NRW-Bewerbung war auch die Idee eines Netzboosters in Ibbenbüren auf dem Gelände des dortigen Kohlekraftwerks. Batteriezellen, die in der Forschung nicht mehr benötigt werden, sollen Teil eines Stromspeichers werden, um Versorgungsschwankungen aufzufangen – ein entscheidender Baustein für die Nachhaltigkeit des Konzepts.

Auch die Bedingungen der Produktion spielen eine Rolle

Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sieht in dem NRW-Konzept einer grünen Batterie, das auch die gesamte Wirtschaftskette umfasse, einen Beitrag zur Akzeptanz der Elektromobilität. Denn diese müsse sich derzeit und zum Teil berechtigt noch kritischen Fragen stellen. Unter der Federführung von Münster werde jetzt daran geforscht, wie im Batteriebau ein geringerer Einsatz seltener Erden, ein besseres Recycling und eine höhere Effizienz erreicht werden könnten. Es gehe aber nicht allein um das Materielle, so Pinkwarts Ministerkollegin Pfeiffer-Poensgen, „sondern auch um die Produktionsbedingungen und die Klimabelastung“.

Mehr als 75 Unternehmen hatten die Bewerbung aus NRW unterstützt. Pinkwart rechnet in der Folge der Entscheidung von Berlin mit weiteren Forschungsgeldern der EU und der privaten Wirtschaft. Und nach dem zwar kurzen, aber mitunter ruppigen Wettbewerb um den 500-Millionen-Euro-Topf werden jetzt allenthalben Signale der Kooperationsbereitschaft an die Mitbewerber gesendet. Man werde „sehr partnerschaftlich“ auf sie zugehen, kündigte Pfeiffer-Poensgen an: „Die Türen stehen sehr weit offen.“ Möglicherweise fließt ein Teil des Geldes auch an andere Standorte.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kommentierte die Entscheidung für das MEET in Münster von Berlin aus zufrieden als „ein starkes Zeichen für die Exzellenz unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes“. NRW solle zum „Vorreiter, Antreiber und Impulsgeber der Elektromobilität“ werden.

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