Bürgerticket trägt nicht zur Verbesserung des Klimas bei

zu: Leserbrief von Thomas Bremm, WZ vom 15. Februar

 So könnte ein erster Entwurf für das solidarische Bürgerticket aussehen.

So könnte ein erster Entwurf für das solidarische Bürgerticket aussehen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Ob sich die Stadt Wuppertal ihres Ansehens außerhalb der eigenen Stadtgrenzen wohl bewusst ist? Ich denke nicht – und das ist gut so. Was konnte ich mir alles anhören, als ich vor rund drei Jahren nach Wuppertal gezogen bin. Mittlerweile weiß ich auch, warum.

Es dürfte nur ganz wenige Orte in Deutschland geben, an dem kleine und große, einfache oder komplexe Vorhaben so konsequent vor die Wand gefahren werden, wie das hier der Fall ist. Auf Beispiele verzichte ich an dieser Stelle. Sie sind nahezu täglich im Lokalteil dieser Zeitung und auch wöchentlich in den Lokalanzeigern dieser Stadt nachzulesen. Und jetzt auch noch das Bürgerticket.

Das Vorhaben ist so absurd, gängelt die Bürger dermaßen und ist bei allen bisher gemachten Erfahrungen schon im Vorfeld so etwas von zum Scheitern verurteilt, dass es sich in dieser Stadt tatsächlich durchsetzen könnte. Herr Bremm hat mit seinen Argumenten Recht und es gäbe so viele mehr, die dagegen sprächen, für die ein Leserbrief alleine allerdings nicht ausreicht.

Erschreckend ist, dass das Thema heimlich, still und leise, im Schatten einer nahezu ausschließlichen Corona-Berichterstattung, eine Hürde nach der anderen zu nehmen scheint und uns allen irgendwann plötzlich ein „Beitragsbescheid“ des Einwohnermeldeamtes – ja, so ist es geplant – ins Haus flattert. Gibt es eigentlich derzeit strukturierte Versuche, ernsthaft irgendetwas dagegen zu unternehmen? Gibt es zum Beispiel eine aktive Bürgerinitiative gegen dieses wahnwitzige Vorhaben, das im Wesentlichen dazu geeignet ist, das katastrophale Missmanagement der WSW als Teil der Stadt Wuppertal nicht mehr durch die Stadt, sondern über möglichst viele Bürger finanzieren zu lassen und darüber hinaus den Initiatoren dieses Projekts das kostenlose Busfahren zu ermöglichen? Letzteres wäre für mich wenigstens noch eine, wenn auch keine schöne, aber ansatzweise nachvollziehbare Motivation. Dass die Bürgerinitiative selbst tatsächlich zahlreiche Mitstreiter findet, verwundert nicht weiter. Schließlich muss man nur oft genug das Wort „Klimaschutz“ platzieren und „gegen das Auto“ sein. Das reicht den meisten Aktivisten in der Regel schon aus, um genug „Alternative“ hinter sich zu scharen.

Eines möchte ich noch klarstellen: Ich bin bereit, jede Maßnahme, die zur Verbesserung des Klimas in dieser Stadt oder auf diesem Planeten beiträgt, mit allen Mitteln, auch finanziell, zu unterstützen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass die Maßnahmen zur Bewältigung der aktuell herrschenden Corona-Krise gegen die uns bevorstehenden Maßnahmen zur Erhaltung eines Klimas, das für uns alle noch lebenswert ist, nicht mehr als ein lockerer Sonntagsspaziergang ist. Wenn überhaupt kann und wird eine nur überschaubare Menge an Bürgern wegen der Einführung eines Bürgertickets auf das Auto verzichten können.

Das Bürgerticket als eine Maßnahme, daran etwas zu ändern oder zur Verbesserung des Klimas beizutragen, gehört für mich daher definitiv nicht dazu. Sollte also jemand Erfahrungen mit der Gründung von Bürgerinitiativen haben, bitte melden, ich wäre dabei.

Arno Klünne, per E-Mail an die Redaktion

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