Auf der Suche nach Empathie Büchler muss jetzt liefern

Neuss · Die CDU hat ihren Breuer-Herausforderer gefunden.

 Jan-Philipp Büchler (vorne) ist der neue Spitzenmann der CDU.

Jan-Philipp Büchler (vorne) ist der neue Spitzenmann der CDU.

Foto: Andreas Woitschützke

. „Simply the best“ erklang in der Stadthalle. Es war ein Januar-Tag 2004 als die Neusser Christdemokraten mit Tina Turners Lobeshymne Bürgermeister Herbert Napp in den Wahlkampf schickten. Die damalige napp’sche „Krönungsmesse“ war die bis heute emotional eindrucksvollste Polit-Inszenierung der Neusser Kommunalpolitik. Am Ende wählten die Neusser Napp mit seinem besten Allzeit-Ergebnis (66,2 Prozent) zum Rathaus-Chef. Dabei hatte die CDU ihrem Bürgermeister als einzigen Kandidaten mit 84,55 Prozent zwar gut, aber längst nicht beeindruckend den Rücken gestärkt.

Erinnerungen an jenen Tag wurden jetzt wach. 15 Jahre später stellte die CDU wieder einen Spitzenkandidaten auf, der Nach-Nachfolger von Herbert Napp werden soll – dem bislang letzten Bürgermeister der CDU. Wieder war es die Stadthalle, wieder war sie mit 377 Wahlberechtigten – 2014 waren es zur gleichen Gelegenheit noch starke 502 Christdemokraten gewesen – ordentlich gefüllt, wieder erzielte der Sieger mit 77 Prozent Zustimmung ein gutes, sogar ein sehr gutes Votum, wenn man bedenkt, dass es Jan-Philipp Büchler zuletzt noch mit drei Mitbewerbern (Kohler, Rosen, Sternemann-Böcking) zu tun hatte. Was im Vergleich zur Napp-Aufstellung 2004 fehlte, waren Empathie und Emotionen. Von der Versammlung ging kein Aufbruchsignal aus. Erst bei seinem Schlusswort ans stehend applaudierende Auditorium ließ Büchler erkennen, dass er womöglich auch emotional kann. Er sprach von seiner Frau, seiner Familie und seinem Willen, das Rathaus zu erobern. Der dort sitzende SPD-Mann müsse sich warm anziehen. Jubel. Beifall.

Emotionaler Aspekt wird
zur Herausforderung

Eine Stunde zuvor hatte sich Wirtschaftsprofessor Büchler seriös-fundiert vorgestellt; mehr Vorlesung denn Parteitagsrede. Da auch Parteichef Jürgen Brautmeier betont sachlich begrüßte und keiner der rhetorisch begabten Abgeordneten im Saal – Hermann Gröhe, Jörg Geerlings – als „Einpeitscher“ auf die Bühne geholt wurde, bleibt der emotionale Aspekt eine große Herausforderung für den Wahlkampf. Neben dem Sieger Büchler und den ihn tragenden CDU-Granden gab’s Montag weitere Gewinner. „Vize“ Natalie Goldkamp leitete die Versammlung souverän, Ruth Sterneman-Böcking präsentierte sich gut, Bärbel Kohler blieb unbeschädigt und Markus Kuhl zeigte, dass er immer noch unangepasst ist, aber diskusionswürdige Thesen vertritt.

Der Zuspruch, den Sebastian Rosen erhält, schmilzt. Vor fünf Jahren verlor er mit 146 Stimmen erst in der Stichwahl gegen Thomas Nickel (296). Jetzt musste er sich mit 32 Stimmen begnügen. Er wird über sich und seine (politische) Zukunft nachdenken (müssen). Die Kandidaten-Kür hat die CDU nicht zerrissen. Sie scheint einig. Büchler genießt Vertrauensvorschuss; doch er muss jetzt liefern. Das wird schwer genug. Bei allem Respekt vor Bärbel Kohler, Markus Kuhl, Sebastian Rosen, Ruth Sternemann-Böcking und Frank Wolters – Reiner Breuer ist ein anderes Kaliber, auch emotional.

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