Evangelischer Kirchentag „Das soll die Kirche selbst bezahlen“

DÜSSELDORF · Bürgerentscheid soll Millionen-Förderung des Düsseldorfer Kirchentages stoppen.

 Bei Kirchentagen (hier der Dortmunder Kirchentag 2019) finden über einen Zeitraum von fünf Tagen zwischen dem Eröffnungs- und Abschlussgottesdienst etwa 2000 Veranstaltungen statt. Neben Bibelarbeiten und Gottesdiensten gibt es Vorträge, Podiumsdiskussionen, Konzerte, Theaterstücke.

Bei Kirchentagen (hier der Dortmunder Kirchentag 2019) finden über einen Zeitraum von fünf Tagen zwischen dem Eröffnungs- und Abschlussgottesdienst etwa 2000 Veranstaltungen statt. Neben Bibelarbeiten und Gottesdiensten gibt es Vorträge, Podiumsdiskussionen, Konzerte, Theaterstücke.

Foto: dpa/Bernd Thissen

. Der Evangelische Kirchentag soll 2027 in Düsseldorf stattfinden. Oder doch nicht? Der Stadtrat hatte im Juni mit einer Mehrheit von 48 zu 17 Stimmen (7 Enthaltungen) beschlossen, dass die Stadt das Vorhaben mit 5,8 Millionen Euro mitfinanziert. Damit sah es ganz so aus, als könnten die Planer, die zunächst noch die Kirchentage 2023 in Nürnberg und 2025 in Hannover organisieren, nun auch die Planung für 2027 fest ins Auge fassen.

Doch der Ratsbeschluss soll nicht das letzte Wort sein. Jedenfalls nicht, wenn es nach dem Düsseldorfer Aufklärungsdienst (DA) geht. Die Ortsgruppe der humanistischen Giordano Bruno Stiftung bringt derzeit ein Bürgerbegehren auf den Weg. Ziel sei nicht die Verhinderung des Kirchentags in Düsseldorf als solchem, wohl aber die Mitfinanzierung durch Steuergeld, die auch in der Ratssitzung von verschiedenen Rednern kritisiert worden war. DA-Vorstand Ricarda Hinz: „Die vermögende evangelische Kirche soll ihr missionarisches Großevent aus eigenen Mitteln finanzieren und nicht auf Kosten der mehrheitlich konfessionsfreien Steuerzahler.“ Nur noch 15 Prozent der Düsseldorfer seien protestantische Kirchenmitglieder, 2027 würde es angesichts der Kirchenaustrittszahlen noch einmal deutlich weniger sein. Hinz: „Unser Bürgerbegehren erspart der Stadt Düsseldorf mehrere Millionen Euro.“ Geld, das für drängendere Ziele benötigt werde.

Für das in den nächsten Tagen startende Bürgerbegehren müssen mindestens 15 000 Stimmen zusammenkommen. Nur dann kommt es zur zweiten Stufe, dem „Bürgerentscheid“, der bei entsprechendem Ausgang den Ratsbeschluss über die Mitfinanzierung des Kichentags aus öffentlichen Geldern zu Fall bringen kann.

Was sagt der potenzielle Organisator des Kirchentags zu der neuen Wendung? Dies ist nicht die Evangelische Kirche selbst, sondern ein eingetragener Verein mit Sitz in Fulda, der mit Haupt- und Ehrenamtlichen alle zwei Jahre den Kirchentag in einer größeren Stadt veranstaltet. Mario Zeißig, Vorstandsmitglied des Vereins, betont die Vorzüge, die das Event auch für Düsseldorf bringe und die bei einem möglichen Bürgerentscheid für Stimmen werben sollen: „Der Kirchentag fördert das ehrenamtliche Engagement und die bürgerliche Verantwortungsübernahme in der gastgebenden Stadt. Dort wirkt er wie ein Katalysator für die lokale Engagementkultur. Aktuelle Themen der Stadtpolitik können aktiv in den Dialograum des Kirchentages eingebracht werden.“

Ebenso positiv wirke sich der Besuch Zehntausender Teilnehmender für die gastgebende Stadt aus, betont Zeißig. Neben ökonomischen Effekten ergebe sich für die Stadt die Gelegenheit, „sich einem nationalen und internationalen Publikum als weltoffene und innovative Metropole zu präsentieren.“

Die ökonomischen Effekte bezweifelt dagegen DA-Vorstand Ricarda Hinz:  „Von den prognostizierten 100 000 Besuchern sind allein 40 000 ehrenamtliche Helfer, die in Turnhallen und Privatunterkünften übernachten und keinen großen wirtschaftlichen Umsatz zur Refinanzierung generieren werden.“ Hinz verweist darauf, dass am Japantag und Rosenmontag jeweils bis zu eine Million Besucher an nur einem einzigen Tag nach Düsseldorf strömen und an diesen Tagen tatsächlich der lokalen Wirtschaft bis zu 150 Millionen Euro starke Umsätze bescheren – und dafür gebe die Stadt nur 75 000 beziehungsweise 50 000 Euro aus.

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