Brandanschlag auf orientalisches Lebensmittel-Geschäft

Unbekannte schlugen die Fenster eines Ladens im Ruhrgebiet ein und legten Feuer. Inhaber des Geschäfts ist ein 32-jähriger syrischer Flüchtling, der sich hier eine Existenz aufgebaut hat.

 Zu den Hintergründen des Brandanschlages auf das Geschäft in Wetter wird noch ermittelt.

Zu den Hintergründen des Brandanschlages auf das Geschäft in Wetter wird noch ermittelt.

Foto: Bernd Thissen

Wetter. Nach einem möglicherweise fremdenfeindlichen Brandanschlag auf ein orientalisches Lebensmittelgeschäft in Wetter an der Ruhr hofft die Polizei jetzt auf Hinweise aus der Bevölkerung. Anwohner oder Autofahrer, die am frühen Montagmorgen verdächtige Beobachtungen gemacht haben, seien aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden, sagte ein Sprecher der Polizei Hagen am Dienstag.

Bei dem Anschlag am frühen Montagmorgen hatten unbekannte Täter eine Scheibe eingeschlagen und zwei Regale in Brand gesetzt. Rauchmelder alarmierten die Bewohner der darüber liegenden Wohnungen. Sechs Erwachsene und drei Kinder konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Darunter waren auch eine Elfjährige und ihre Mutter. Sie kamen zur Kontrolle in ein Krankenhaus, konnten dieses aber noch am selben Tag wieder verlassen.

(Die Scheibe wurde eingeschlagen, bevor das Feuer gelegt wurde. Foto: dpa)

Inhaber des Geschäfts ist ein 32-jähriger syrischer Flüchtling, der jedoch nicht in dem Wohn- und Geschäftshaus wohnt. Der anerkannte Asylbewerber, der mit seiner Familie seit über zwei Jahren in Wetter lebt, hatte den Laden erst im Februar eröffnet. „Ich werde den Laden so schnell wie möglich wieder öffnen“, sagte er der „Bild“-Zeitung (Dienstag).

„Wir schließen nicht aus, dass die Tat einen ausländerfeindlichen Hintergrund hat“, sagte der Hagener Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli am Dienstag. Der Staatsschutz leitet die Ermittlungen. Auch eine Mordkommission wurde eingesetzt. Ermittelt werde wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes. „Wir wissen, dass es Brandstiftung war: Es gibt zwei verschiedene Brandherde, auch ist Brandbeschleuniger gefunden worden.“ Ermittelt werde aber in alle Richtungen.

Laut Staatsanwaltschaft wird auch überprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen einem vor dem Geschäft angebrachten Aufkleber mit dem Wort „Islamisierung“ und dem Brandanschlag gibt. Der Aufkleber war Anfang Mai auf einer Info-Stele der Stadt in unmittelbarer Nähe des Geschäfts befestigt worden. Ein Pfeil zeigte in Richtung des Geschäfts. Die Stadt habe daraufhin Anzeige wegen Sachbeschädigung und Volksverhetzung erstattet, sagte Stadtsprecher Jens Holsteg.

Der Staatsschutz geht nach eigenen Angaben davon aus, dass hinter dem Aufkleber eine erst vor wenigen Monaten gegründete rechtsnational ausgerichtete Gruppierung namens „Fallersleben Bund“ steckt. Die Gruppierung hatte sich anonym auf ihrer Facebook-Seite zum Anbringen des Aufklebers bekannt und von einer „Aktion“ gesprochen. In einer Stellungnahme vom Montag lehnte die Gruppierung jede Verantwortung für den Brand des Lebensmittelgeschäftes ab.

Der Stadtsprecher nannte den Brandanschlag am Dienstag eine „abscheuliche Tat“. „Wir sind entsetzt und betroffen.“ Bereits am Montag habe die Stadt ihre Hilfe angeboten. Man sei im Gespräch mit dem Inhaber. Es gebe bereits erste Kontakte mit der städtischen Wirtschaftsförderung. „Was wir machen können, machen wir“, sagte Holsteg. Die Stadtgemeinschaft sei solidarisch mit dem syrischen Inhaber. Ein privater Verein habe einen Spendenaufruf gestartet. dpa

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