Tischtennis Borussia gewinnt die Meisterschaft

Den entscheidenden Punkt zum Gewinn der deutschen Meisterschaft macht ausgerechnet Kristian Karlsson, der Düsseldorf verlässt.

 Die Borussen Karlson, Källberg, Trainer Heister, Boll und Qiu (von links) bejubeln den 32. Meistertitel.

Die Borussen Karlson, Källberg, Trainer Heister, Boll und Qiu (von links) bejubeln den 32. Meistertitel.

Foto: dpa/Revierfoto

Tischtennis-Doppelweltmeister Kristian Karlsson konnte und wollte die Tränen nicht zurückhalten. Gerade eben hatte der Borusse im Abschluss-Doppel des Finales der deutschen Tischtennis-Mannschaftsmeisterschaft mit einem stark angeschnittenen Aufschlag die Paarung des 1. FC Saarbrücken zum Fehler gezwungen, damit war der Erfolg zementiert. Das war Karlsson letzte Aktion im Finale der Tischtennis-Bundesliga und auch im Trikot der Borussia. Der Schwede hatte mit den Düsseldorfern gerade seinen zehnten Titel in sechs Jahren perfekt gemacht.

Zunächst überwog die unbändige Freude nach einem intensiven Finale, aber als Chefcoach Danny Heister ihn besonders innig herzte, als seine Teamkameraden Timo Boll, Anton Källberg und Dang Qiu ihn länger umarmten als die anderen, als die 150 mitgereisten Borussia-Fans lautstark und scheinbar unaufhörlich seinen Namen skandierten, übermannte Karlsson der Abschiedsschmerz. „Mit dieser Mannschaft, diesen Fans zum Abschied eine Meisterschaft zu feiern, das ist eine Erinnerung fürs Leben“, meinte Karlsson mit tränenerstickter Stimme. „Das ist Wahnsinn, das ich in meinem letzten Spiel noch den entscheidenden Punkt beitragen durfte. Natürlich verabschiedet man sich lieber mit einem Titel als mit einer Niederlage.“

Nach drei Spielen lag
die Borussia noch zurück

Auch Heister war emotional wie selten. „Das Finale glich einer Achterbahn der Gefühle. Ich bin sehr, sehr froh, dass wir gewonnen haben. Eine echte Mannschaftsleistung. Jeder, der heute die Medaille bekommen hat, hat sie redlich verdient. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs“, jubelte der Coach des neuen und alten Meisters.

Karlsson hatte zwar den letzten Punkt des Endspiels gemacht, doch Held des Tages war Anton Källberg. Der 24-Jährige Landsmann von Karlsson gewann zwei Einzel und ermöglichte somit erst dem Doppel Karlsson/Dang Qiu den Weg zum Triumph.

Zum Auftakt brachte Källberg seine Farben mit einem Vier-Satz-Sieg über Tomas Polansky in Führung. Zwei Stunden später musste der Schwede gegen den amtierenden Mannschaftseuropameister und Ex-Borussen Patrick Franziska unbedingt gewinnen, denn derweil lagen die Düsseldorfer mit 1:2 im Hintertreffen. Im Duell der beiden besten TTBL-Einzelspieler, Källberg hatte bis zum Finale eine 29:2 Siegesbilanz erspielt, fanden die Duellanten nicht in ihren Spielrhythmus. Die Partie war zunächst zerfahren. So konnte der Borusse im ersten Durchgang drei Satzbälle in Serie nicht nutzen, musste dann sogar seinerseits einen Satzball abwehren, bevor ihm der Satzerfolg mit dem vierten entscheidenden Ball gelang. Oder im zweiten gewährte Kallberg Franziska den Satzgewinn, indem er am Satzende hintereinander zwei direkte Rückschlagfehler machte und anschließend einen Aufschlagfehler produzierte. Den Druck, der auf Anton und „Franz“ lag, konnten die beiden nicht so einfach abschütteln.

Im Hexenkessel der Ballsporthalle Frankfurt gelang es dem Düsseldorfer aber, sich zu fokussieren und eine deutliche Leistungssteigerung auf die Platte zu bringen. „Anton bewegt sich gut, ist schnell in den Ecken. Franz hat viel mentale Kraft in seinem ersten Match gelassen. Ihm fehlt die Frische“, analysierte Bundestrainer Jörg Roßkopf.

Zwischen den Källberg-Siegen hatten Dang Qiu gegen Franziska und Timo Boll gegen Darko Jorgic mit 2:3 und 1:3 verloren. Weil neben Karlsson Qiu im Doppel eingesetzt wurde, kam etwas, das absoluten Seltenheitswert besitzt. Der Weltranglistenelfte Boll blieb bei einem Mannschaftserfolg des deutschen Rekordmeisters sieglos. Was kaum jemand wusste, Boll hatte das Finale mit einer gebrochenen Rippe gespielt. Die Verletzung lässt er aber für seine Niederlage nicht gelten. „Darko hat sich in den letzten drei, vier Jahren stark verbessert und jetzt die Weltspitze geentert. Er hat eine gute Balance zwischen Aggressivität und Passivität. Er hat verdient gewonnen“, urteilte Boll direkt nach seinem Match. „Für uns ist noch alles drin. Dazu muss Anton gewinnen.“ Källberg tat wie gewünscht.

Im Doppel, in dem nicht nur Roßkopf die Düsseldorfer als Favoriten ansahen, zeigte sich schnell, dass der Doppel-Weltmeister in Kombination mit dem vierfachen deutschen Doppelmeister deutlich stärker war als Jorgic/Polansky. Die hatten zwar dreimal im Liga-Alltag gemeinsam gewonnen, aber gegen die geballte Düsseldorfer Doppel-Expertise keine reelle Siegeschance.

Die Borussen verteidigten ihren Titel aus dem Vorjahr erfolgreich, machten die 32. Meisterschaft klar und verwehrten Patrick Franziska seinen Geburtstagswunsch. Der vollendete am Endspieltag sein 30. Lebensjahr und hätte gerne doppelt gefeiert.

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