Wasser unterspülte Bereich Boden abgesackt: Feuerwehr sperrt Parkplatz und Straße in Wuppertal

Wuppertal · In der Varresbeck in Wuppertal gab am Samstag der Boden auf einem Parkplatz unter einem Auto nach. Die Straße ist seitdem auf einer Länge von 100 Metern gesperrt. Ursache soll ein kaputter Abwasserkanal sein.

 Die Straße ist am Sonntag komplett gesperrt.

Die Straße ist am Sonntag komplett gesperrt.

Foto: Tim Oelbermann

Auf dem Parkplatz eines Logistikunternehmens am Deutschen Ring ist der Boden abgesackt. Dort ist ein VW-Polo geparkt, dessen linkes Hinterrad in der Luft hängt. Es kamen keine Personen zu Schaden. Nach ersten Untersuchungen durch den Notdienst der Wuppertaler Stadtwerke wurde die Straße auf einer Länge von 100 Metern vorsichtshalber gesperrt.

Die Leitstelle der Feuerwehr Wuppertal bestätigte am frühen Samstagabend den Einsatz. Die Feuerwehr habe die Zuständigkeit an das Ordnungsamt der Stadt Wuppertal übergeben. Der Deutsche Ring war zunächst am Abend wieder für den Verkehr freigegeben, wurde aber wegen Sicherheitsbedenken der Stadtwerke auf einem Teilstück im Bereich der Spedition Schenker gesperrt.

Stadtwerke haben mehrere Hohlräume per Kamera entdeckt

 Der Boden hat auf einer großen Fläche unter dem geparkten Auto nachgegeben.

Der Boden hat auf einer großen Fläche unter dem geparkten Auto nachgegeben.

Foto: Tim Oelbermann

Probleme mit dem Untergrund sind in Wuppertal keine Seltenheit. Erst im März dieses Jahres mussten an der Straße Beyeröhde in Langerfeld mehrere Häuser über Monate geräumt werden, weil dort der Untergrund nachgegeben hatte. Wie sich später herausstellte, hatte ein undichtes Wasserrohr dazu geführt, dass Hohlräume unterspült wurden.

„Unsere Mitarbeiter haben am Deutschen Ring eine Kanalkamera eingesetzt und damit gleich mehrere Hohlräume im Untergrund entdeckt. Das hatte zur Folge, dass wir veranlasst haben, die Straße vorsichtshalber auf einem Teilstück zu sperren. Der Deutsche Ring ist vorerst bis zur Absperrung nur als Sackgasse befahrbar“, sagt Stadtwerkesprecher Holger Stephan.

Am Montag soll sich ein Geologe ein Bild von der Situation in diesem Bereich machen. Die WSW gehen aktuell davon aus, dass die Ursache in der Beschaffenheit des Untergrundes liegt, da mit der Kanalkamera verschiedene Hohlräume im Untergrund entdeckt wurden, die nicht miteinander zusammenhängen. Bei einem Wasserschaden durch eine undichte Leitung wäre von einem einzigen großen Hohlraum auszugehen, so Holger Stephan.

„Bei Kanalarbeiten im Vohwinkeler Dichterviertel sind wir oft auf solche Hohlräume im Boden gestoßen, die dann mit großem Aufwand verfüllt werden mussten. Doch Klarheit über die Ursache dürfte es erst durch die Untersuchung des Geologen geben“, so Holger Stephan.

Die Stadtwerke müssen eine ihrer Buslinien umleiten. Doch nicht nur deshalb sind in der Varresbeck jetzt schnelle Lösungen gefragt. Am Deutschen Ring liegen zahlreiche Industriebetriebe, die Straße ist gerade an Werktagen sehr stark frequentiert, weil sie auch das benachbarte Industriegebiet erschließt. Der betroffene Parkplatz liegt in der Nähe der Spedition Schenker. „Die Zufahrt zum Haupttor der Spedition ist aber frei“, gibt Holger Stephan in diesem Punkt Entwarnung.

Mehrfache Anfragen der WZ beim Ordnungsamt der Stadt Wuppertal blieben am Samstag und Sonntag ohne Ergebnis. Am Telefon wollte ein Mitarbeiter lediglich bestätigen, dass die Straße Deutscher Ring gesperrt sei.

Der Untergrund ist an einigen Stellen löchrig wie ein Käse

Das Thema Dolinen wird im Wuppertaler Stadtgebiet vor allem auf den Barmer Osten bezogen. Die Straße „Zu den Dolinen“ ist ein Hinweis darauf, dass die Stadt auf einem besonderen Untergrund steht. Und in Langerfeld (Ehrenberger Straße, Fleute oder an der A1) gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Zwischenfälle, bei denen Gebäude absackten, wobei zum Teil erheblicher Sachschaden entstanden ist.

In einem Interview mit der WZ aus Anlass des Zwischenfalls an der Beyeröhde hatte Hubert Leonard Nobis, Abteilungsleiter des Ressorts Umweltschutz, erklärt: „Das Kalksteingebiet ist verkarstet, das bedeutet, es hat sich teilweise gelöst. Dabei sind Hohlräume entstanden, die teilweise verplombt wurden, durch lockeres Material wie Lehm. Wenn der Lehm durch Niederschläge aufweicht und weggespült wird, entsteht eine Mulde. Manchmal gehen auch richtige Löcher von zwei bis drei Metern Tiefe auf.“

Tückisch sei, dass nicht bekannt sei, wo sich die Hohlräume befinden. Gebiete, in denen schon ein Erdfall aufgetreten ist, werden kartiert. Massenkalkzüge sind nicht automatisch Dolinengebiete, es können aber Erdabsackungen auftreten – auch wenn es an einer Stelle bisher noch keine gegeben hat.

Bei den Schäden an den Häusern der Beyeröhde hatte ein Gutachten ergeben, dass ein undichtes Wasserrohr der Stadtwerke der Hauptgrund war. Das führte dazu, dass die Hohlräume in dem Dolinengebiet unterspült wurden. Das am stärksten betroffene Haus aus der Gründerzeit wurde allerdings ohne Fundamentplatte gebaut und sackte stärker als die Nachbargebäude ab. Meist sind es mehrere Ursachen, die in Wuppertal zu „Bergschäden“ führen.

(oel/jaw/red)
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