Bewohner der Beckeraue fordern Umgemeindung Behelfsbrücke schafft wieder Verbindung nach Remscheid

Von Andreas Werner · Auch die dritte Querung des Morsbachs ist seit kurz vor Weihnachten wieder hergestellt: Das Technische Hilfswerk (THW) Remscheid hat eine Behelfsbrücke errichtet, die es Fußgängern und Radfahrern erlaubt, trockenen Fußes von der Wuppertaler Seite des Morsbachs auf die Remscheider Seite zu gelangen.

 An Stelle der fortgerissenen Brücke Ulrichskotten über den Morsbach errichtete das THW eine Behelfsbrücke, die jetzt Remscheid und Wuppertal wieder verbindet.

An Stelle der fortgerissenen Brücke Ulrichskotten über den Morsbach errichtete das THW eine Behelfsbrücke, die jetzt Remscheid und Wuppertal wieder verbindet.

Foto: Silke Maczewski

Zur großen Freude der Menschen in der Beckeraue. Weiter verfolgt wird die Idee, dass der Bereich Remscheid zugeordnet wird.

Vor fünf Monaten riss die Flut im Morsbach die Anwohner der Beckeraue aus ihrer heilen Welt. Häuser standen unter Wasser, Mobiliar soff ab, Wohnungen wurden unbewohnbar. Bis heute sind nicht alle der 30 Bewohner wieder eingezogen. Besonders schmerzte, dass diejenigen, die auf der Wuppertaler Seite leben, von der Außenwelt nur eingeschränkt erreichbar waren.

Die Brücke Beckeraue an der Landstraße 216 ist mittlerweile hergerichtet und kann von schweren Fahrzeuge wie der Müllabfuhr wieder überquert werden. Ein Stück Normalität ist in der Ortslage, die oben am Morsbacher Berg mit einem alleinstehenden Haus endet, eingekehrt. Denn auch die zweite Querung, die von der Cronenberger Seite hinüber in die Hofschaft Morsbach auf Remscheider Gebiet verlief und von der Wucht des Hochwassers komplett weggespült wurde, ist wieder offen. „Für die Anwohner war das ein Weihnachtsgeschenk“, stellt Norbert Schmitz fest. Der CDU-Kommunalpolitiker, auch Vorsitzender des Vereins „Die Morsbacher“, setzt sich seit der Katastrophe für die Belange der Abgeschnittenen und Vergessenen ein.

Schon vor der Jahrhundertflut war die Beckeraue ein Spezialfall. Die Siedlung ist zwar Wuppertal zugeordnet, liegt aber in fast allen Bereichen des täglichen Lebens näher an Remscheid. Dies soll sich ändern. „Mit der Behelfsbrücke haben wir ein Etappenziel erreicht“, freut sich Silke Maczewski. Sie lebt vis-à-vis auf der Remscheider Seite in Morsbach und unterstützt die große Mehrheit in Beckeraue, die eine Umgemeindung nach Remscheid anstrebt.

Unterschriften für
die Umgemeindung

Eine Unterschriftensammlung mit dem ausdrücklichen Wunsch ist an die Stadtverwaltung gegangen. Bei einem Bürgergespräch der SPD in Morsbach Anfang November versicherte Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, dass die Stadt nach dem Wiederaufbau der Hofschaft das Thema 2022 ernsthaft angehen werde. „Wir bleiben dran“, verspricht Silke Maczewski im Namen der Wechselwilligen.

Weiterhin sind Ängste in den Köpfen derjenigen, die ihr Hab und Gut nah am Wasser haben. „Was ist mit dem Hochwasserschutz? Wie können wir beim nächsten Mal vorab rechtzeitig gewarnt werden?“, fragt die Morsbacherin.

Problematisch bleibt auch die Verkehrssituation. „Müllabfuhr und größere Lieferfahrzeuge kommen kaum durch.“ Früher konnten sie an der anderen Seite 400 Meter weiter rausfahren, jetzt endet die Beckeraue als Sackgasse. Wenden ist kaum möglich, Rückwärtssetzen auf dem engen Weg eine Kunst. Die Städte Wuppertal und Remscheid sind sich einig, dass es in Ulrichskotten eine neue Brücke für den motorisierten Verkehr geben muss.

Dass sich eine Anwohnerin und ihr Sohn, die unmittelbar an der Brücke ihr Grundstück haben, verhindern wollen, dass am Ulrichskotten ein Übergang entsteht, den es vor der Flut viele Jahrzehnte gab, erzürnt viele Nachbarn. Schon die Installation der Behelfsbrücke verzögerte sich ein paar Monate, weil die Stadt Remscheid erst Rechtssicherheit haben wollte. Die bekam sie vom Verwaltungsgericht Düsseldorf.

Als die Technischen Betriebe Remscheid (TBR) einen Tag vor dem THW-Einsatz die Fundamente für die Behelfsbrücke legten, beobachteten Anwohner, dass die Beschwerdeführer nicht willens waren, die Arbeiten zuzulassen. Ordnungsamts-Mitarbeiter und drei Polizistinnen sorgten dafür, dass die TBR weitermachen konnten.

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