Auf Spurensuche Australierin Ashlee Olbertz: „Wuppertal ist eine Stadt mit Charme“

Wuppertal · Die Australierin Ashlee Olbertz kann sich noch genau an ihre erste Fahrt mit der Schwebebahn erinnern. Und das hat einen ziemlich lustigen Grund.

 Ashlee Olbertz denkt gerne an ihre erste Fahrt mit der Schwebebahn zurück.

Ashlee Olbertz denkt gerne an ihre erste Fahrt mit der Schwebebahn zurück.

Foto: Schwartz, Anna (as)

An ihre erste Fahrt mit der Schwebebahn kann sich Ashlee Olbertz genau erinnern. „Das war das beste Gefühl, dass ich je hatte“, sagt die Australierin und lacht laut los. So sehr, dass es ansteckend ist. „Ich hatte so viel Spaß, dass ich wohl alle anderen Fahrgäste unterhalten habe. Wahrscheinlich reden die heute noch von der übermütigen Australierin.“ Das Spektakel habe schon damit angefangen, dass sie die einfahrende Bahn filmen wollte. Allerdings hielt sie das Handy nach rechts – in Erwartung, dass von dort auch die Bahn kommen würde. Australischer Linksverkehr lässt grüßen. Völlig überrascht sei sie gewesen, als der Wagen von links einfuhr. „Aber die Fahrt war einfach nur toll.“

Nur einmal ist die 26-Jährige seitdem wieder mit Wuppertals Wahrzeichen gefahren. Eine Wiederholung ist aber wahrscheinlich, schließlich will Olbertz die Stadt besser kennenlernen, mit der sie mehr verbindet, als man es vermuten mag.

Denn Ashlee Olbertz hat Wuppertaler Wurzeln. Ihr Großvater, Wolfgang Olbertz, ist in Vohwinkel aufgewachsen, ehe er nach Brisbane ausgewandert ist. 1956 sei das gewesen, berichtet die 26-Jährige. Ihr Opa sei damals 19 Jahre alt gewesen und nach zwei Jahren wieder zurück nach Deutschland gekommen. Doch sein Herz hatte er in Australien an seine große Liebe Kay verloren. Es dauerte ein paar Jahre, ehe sich die beiden wiedersehen sollten. Doch Kay Olbertz arbeitete in Australien unermüdlich, sparte Geld, um nach Deutschland reisen zu können.

„Später haben Kay und Wolfi“, sagt Ashlee Olbertz über ihre Großeltern, „drei Blumenläden in Solingen eröffnet“. Doch richtig glücklich wurden die beiden im Bergischen Land nicht, wanderten schließlich wieder nach Australien aus – in der Hoffnung auf ein noch besseres Leben, auch wirtschaftlich gesehen. Das sollte sich erfüllen. Wolfgang Olbertz gründete „The Crest Company“, hat inzwischen rund 300 Mitarbeiter und lebt immer noch glücklich mit seiner Frau zusammen.

Das Luisenviertel hat es der Australierin besonders angetan

Während Ashlee Olbertz diese Geschichte erzählt, spürt man ihre Ehrfurcht und ihren Stolz auf die Leistung ihrer Großeltern. Für die 26-Jährige ist die Reise nach Wuppertal ein Ausflug in die Vergangenheit ihrer Familie, ein „richtiges Abenteuer“. Seit inzwischen vier Monaten lebt die Australierin in einer Wohnung von Verwandten in Elberfeld, will mindestens bis September nächsten Jahres bleiben, weil „Wuppertal eine Stadt mit Charme“ ist. „Und eine lange“, sagt Olbertz und lacht wieder herzlich. Sie habe das Gefühl, dass die Wuppertaler eine große Gemeinschaft bilden. „Jeder kennt hier irgendwen, der einem bei etwas helfen kann. Die Leute geben aufeinander acht.“ Das sei ein tolles Gefühl.

Große Erwartungen an Wuppertal habe sie nicht gehabt, sei offen und neugierig gewesen. Was auch daran liegt, dass sie vor ihrer Stippvisite in Wuppertal schon durch andere Länder wie Ungarn, Kroatien und Frankreich gereist ist und auch im nächsten Jahr noch mehr von Europa sehen will. „Die Heimat meiner Großeltern erkunden zu dürfen, ist so etwas wie das Sahnehäubchen auf der Torte“, sagt Ashlee Olbertz.

Auf ihrer Entdeckungsreise durch die Schwebebahn-Stadt und das Bergische Land hat sie schon einiges gesehen, hat eine Kanutour entlang der Wupper gemacht, Schloss Burg besichtigt und war sogar im Open-Air-Kino in Wülfrath. Aber am besten habe ihr bislang das Luisenviertel und dort besonders das Café du Congo gefallen. „Jeder Wuppertaler, der dort noch nicht gewesen ist, sollte dort einmal hingehen“, empfiehlt die Australierin. Inhaber Achim Brand sei ein cooler Typ. Das Ambiente schön. Gleiches kann man wohl auch von der Historischen Stadthalle sagen, die Ashlee Olbertz bislang nur von außen gesehen hat. Aus Erzählungen wisse sie, dass sie von drinnen noch schöner sei. Ein Besuch sei deshalb geplant.

Unter der Woche ging es für die 26-Jährige aber erst einmal zu einem Vorstellungsgespräch nach London. Ashlee Olbertz, die zwölf Jahre lang als Friseurin gearbeitet hat, will im Sommer nämlich als Tourguide für Bootsfahrten in ganz Europa arbeiten, im Winter am liebsten als Skilehrerin in Österreich. Nach Wuppertal will sie aber immer wieder kommen. Schließlich gebe es hier noch viel zu entdecken.

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