Düsseldorf Auch NRW erwartet Schülerboom

Mehr Geburten und Neubürger: anders als erwartet platzen die Schulen in NRW auf längere Sicht aus allen Nähten. Das Land fordert, dass konkrete Daten früher veröffentlicht werden.

 Nach einer Studie fehlen im Jahr 2030 bundesweit knapp 30 000 Klassen.

Nach einer Studie fehlen im Jahr 2030 bundesweit knapp 30 000 Klassen.

Foto: Armin Weigel

Düsseldorf. Mehr Geburten, mehr Flüchtlinge und Neubürger: anders als erwartet platzen die Schulen in NRW auf längere Sicht aus allen Nähten. Deshalb fordert das Land in der Diskussion um einen Schülerboom, dass die offiziellen Schätzungen der Kultusministerkonferenz (KMK) zu den Schülerzahlen früher zu veröffentlicht werden als geplant.

Die Daten sollten nicht erst Ende 2018 genannt werden, sondern ein halbes Jahr früher zum Ende des Schuljahrs 2017/2018, heißt es am Mittwoch in einer Mitteilung aus Düsseldorf. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung steigen die Schülerzahlen dank höherer Geburtenraten und gestiegener Zuwanderung deutlicher als bisher vorhergesagt. Die KMK war auf Zahlenbasis des Jahres 2012 bisher sogar von sinkenden Schülerzahlen ausgegangen.

Weit gefehlt: Nach Berechnungen der Stiftung aus Gütersloh fehlen im Jahr 2030 bundesweit knapp 30 000 Klassen, rund 43 000 zusätzliche Lehrer werden benötigt. Insgesamt steigt die Zahl der Schüler in den nächsten 13 Jahren um 8 Prozent. Demnach müssten die Länder und Kommunen mit jährlich 4,7 Milliarden Euro höheren Bildungskosten rechnen.

Zahlen nur für NRW legte die Stiftung nicht vor. Alledings warnte das NRW-Schulministerium davor, die Unsicherheiten in der Prognose zu übersehen: „Die Autoren der Bertelsmann-Studie gehen von einer Verstetigung der erhöhten Geburtenzahlen aus und kommen folglich zu höheren Schülerzahlen. Die Annahme dauerhaft erhöhter Geburtenzahlen ist aber - das wird auch in der Bertelsmann-Studie deutlich gemacht - mit Unsicherheiten behaftet.“ Dennoch könne die Studie wichtige Hinweise liefern.

Sie könne zeigen, wie bedeutend aktuelle Schülerdaten sind, um eine treffsichere Schulentwicklungsplanung vorzunehmen, heißt es aus Düsseldorf. Die Schulplaner in den Städten Münster und Dortmund sehen sich durch die Studie bestätigt. Münster geht bis 2025 von einem Bevölkerungsanstieg von 5,4 Prozent aus. Dabei wird die Zahl der Grundschüler um 8,3 Prozent und die Zahl der Schüler im Alter zwischen 10 bis 16 Jahren um 7,9 Prozent wachsen.

Eine Schule muss deshalb neu gebaut werden. An 26 Schulstandorten in Münster wird gerade geprüft, ob diese mit Erweiterungen um einen Klassen-Verband vergrößert werden können. „Für uns ist es gut zu wissen, dass jemand von außen unsere Berechnungen bestätigt“, sagt Ludger Watermann von der Stadt Münster. Überrascht habe ihn das Studienergebnis aber nicht. Die Schuldezernentin der Stadt Dortmund spricht ebenfalls von einer Bestätigung der eigenen Prognosen. „Wir sehen seit dem Schuljahr 2015/2016 eine Kehrtwende“, sagt Daniela Schneckenburger (Grüne).

Deshalb sei es wichtig, dass das Thema auf die bundesweite Agenda kommt. In Dortmund seien jetzt bereits 2500 mehr Grundschüler im System als zuvor geplant. Der Städte- und Gemeindebund in NRW warnt zusätlich vor einer Verschärfung der Lage wegen der Rückkehr zu neun Jahren am Gymnasium.

„Wird G9 wie geplant zum Regelfall, dann stellt sich vor allem die Frage der Schulräume“, sagte Bernd Jürgen Schneider, der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW. „Wir müssen den Schalter von Schrumpfung auf Wachstum umlegen. Das bedeutet mehr Räume, mehr Lehrer und Lehrerinnen, mehr Schulverwaltungspersonal“. dpa

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