Regionaldirektion NRW Corona-Krise trifft NRW-Arbeitsmarkt mit voller Wucht

Düsseldorf · Die Arbeitslosenzahl stieg im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW im April so stark wie seit 2005 nicht mehr. Mehr als zwei Millionen Arbeitnehmern droht außerdem Kurzarbeit. Dennoch sieht die Arbeitsagentur nicht nur schwarz.

Arbeitslosigkeit in NRW steigt um mehr als 10 Prozent
Foto: dpa/Jens Kalaene

Mehr Arbeitslose und Kurzarbeit auf Rekordniveau: Die Corona-Krise hat den Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen mit voller Wucht getroffen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im April gegenüber dem Vormonat um fast 11 Prozent auf mehr als 718 000 Menschen, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Gleichzeitig erreichte die Kurzarbeit infolge der Pandemie Rekordniveau. Seit Anfang März meldeten fast 152 000 Betriebe im bevölkerungsreichsten Bundesland Pläne an, möglicherweise mehr als 2,1 Millionen Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken.

Der April habe damit in Nordrhein-Westfalen den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit innerhalb eines Monats seit dem Februar 2005 gebracht, sagte der Chef der Regionaldirektion NRW, Torsten Withake. Dennoch sei das Land nach wie vor weit entfernt von den hohen Arbeitslosenzahlen der Jahre 2005 bis 2010. Dies sei nicht zuletzt der Kurzarbeit zu verdanken. „Wir haben mit Kurzarbeit für über zwei Millionen Menschen das Thema Arbeitslosigkeit vermieden. Das ist eine wirklich gute Nachricht in dieser schwierigen Situation“, sagte Withake.

Die eigentlich übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt sei in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausgebliebe. Es seien nicht einmal halb so viele offene Stellen gemeldet worden wie im April 2019, berichtete die Arbeitsagentur. Viele Unternehmen hätten angesichts der Pandemie sogar Job-Offerten aus den vergangenen Monaten zurückgezogen. Die Arbeitslosenquote stieg in NRW von 6,7 auf 7,4 Prozent.

Auch für die nächsten Monate sind die Perspektiven nach Einschätzung von Withake eher düster. „Der Arbeitsmarkt steht unter Druck. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit ist zu erwarten“, prognostizierte er. Aufgrund der Lockerung der Corona-bedingten Einschränkungen werde der Zuwachs aber wohl nicht mehr so dramatisch ausfallen wie in den vergangenen Wochen.

Auch beim Thema Kurzarbeit sieht der Arbeitsagentur-Chef den Höhepunkt überschritten. „In den letzten Tagen hatten wir nur noch einen relativ geringen Anstieg an Anzeigen“, betonte er. Ohnehin sei schwer abzuschätzen, in welchem Ausmaß die Unternehmen am Ende wirklich von der angemeldeten Kurzarbeit Gebrauch machen werden. „Ich habe die Hoffnung, dass die Zahl der wirklich Betroffenen am Ende spürbar unter zwei Millionen bleibt“, sagte Withake.

Die meisten Anzeigen von Kurzarbeit kamen nach seinen Worten aus dem Gaststättengewerbe (18 108) und dem Handel (17 492). Auch Dienstleistungsunternehmen wie Friseure waren zahlreich vertreten. Allein im Einzelhandel waren laut Withake fast 200 000 Mitarbeiter betroffen.

Auch auf dem Ausbildungsmarkt in NRW hinterließen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ihre Spuren. „Viele Unternehmen sind derzeit damit beschäftigt, ihre Existenz zu sichern. Sie haben Entscheidungen zur Ausbildung erst einmal auf Mai vertagt“, berichtete der Arbeitsagentur-Chef. In einigen Unternehmen könnten sogar bestehende Ausbildungsverhältnisse auf der Kippe stehen.

(dpa)
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