Tragisches Ende im Totschlag-Prozess Angeklagter erhängt sich in seiner Zelle

Anrath/Grevenbroich. · Angeklagter Christian R. wurde am Montagmorgen tot in der Justizvollzugsanstalt Willich I gefunden.

 Der Angeklagte mit seinem Anwalt am letzten Prozesstag.

Der Angeklagte mit seinem Anwalt am letzten Prozesstag.

Foto: Marc Pesch

(mape) Der Prozess um den Fund einer Frauenleiche in Grevenbroich hat ein tragisches Ende genommen. Zur geplanten Urteilsverkündung am Landgericht Mönchengladbach kam es am Montag nicht, der Angeklagte Christian R. hatte sich zuvor in seiner Einzelzelle in der Justizvollzugsanstalt Willich I in Anrath umgebracht. „Beim Frühaufschluss um 6.15 Uhr ist er tot in seiner Zelle gefunden worden“, sagt Ralf Herrenbrück, Sprecher des Justizministeriums. „Er hatte sich erhängt.“ Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. Laut Herrenbrück galt R. nicht als suizidgefährdet.

Christian R. und sein späteres Opfer Shannon Y. galten als „Traumpaar“, beide zogen zusammen, begannen aber auch immer häufiger zu streiten. Die beiden Kinder von Shannon Y. standen unter der Obhut des Jugendamtes, auch der Angeklagte konnte sein Kind, das er mit einer früheren Lebensgefährtin hatte, nur selten sehen. Dazu kamen zumindest phasenweise Drogenprobleme. Um Geld zu verdienen, arbeitete Shannon Y. zeitweise als Prostituierte, zeitweise ließ sie sich sogar von dem 40-Jährigen zu ihren Freiern fahren. Später wurde die 26 Jahre alte Frau dann schwanger. Am Tattag kam es in der gemeinsamen Wohnung erneut zu einem Streit. Aus Eifersucht hatte Shannon Y. ihrem Freund Vorhaltungen gemacht, schließlich erwürgte er sie und versteckte die Leiche – verpackt in Müllsäcke und Bettlaken – im Elsbachtal in Grevenbroich. Danach versuchte er, die Tat zu vertuschen.

Anfang Mai offenbarte er sich einer Freundin, die wiederum informierte die Polizei. Der Mann stellte sich und führte die Ermittler zur Leiche. Im Prozess legte er ein umfassendes Geständnis ab. In seinem „letzten Wort“ am vergangenen Donnerstag entschuldigte er sich nochmals bei den Angehörigen für seine Tat. Die Mutter und Schwester der Toten nahmen ihm diese Reue aber nicht ab. Mit dem Selbstmord von Christian R. endet das Totschlags-Verfahren ohne Urteil.

Nach Angaben des Justizministeriums war es der erste Selbstmord in einem NRW-Gefängnis in diesem Jahr. 2020 war die Zahl der Suizide hinter Gittern stark gestiegen. Hatten sich 2019 noch elf Häftlinge in den Gefängnissen im Land umgebracht, waren es 2020 schon 23. „Hier hat Corona sicherlich das Übrige getan“, so Herrenbrück. „Die Gefangenen waren oft isoliert und durften seltener Besuch empfangen.“

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