Nach dem Viertelfinal-Aus So steht‘s um die Düsseldorfer EG

Analyse | Düsseldorf · Großer Name, große Geschichte – doch in der Gegenwart ist die DEG ein Klub, der mit schmalem Budget um die Play-offs kämpft. Das klappte zuletzt auf beeindruckende Weise. Langfristig dürfte das aber nicht reichen.

 Die Düsseldorfer Spieler verabschieden sich nach dem Play-off-Aus gegen München von den Fans. Vorne im Bild: Victor Svensson.

Die Düsseldorfer Spieler verabschieden sich nach dem Play-off-Aus gegen München von den Fans. Vorne im Bild: Victor Svensson.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Es war Mitte Februar, das deutsche Team stand vor dem Start ins Olympia-Turnier, das Fernsehen übertrug live. Im Studio saß Andreas Niederberger. Wie üblich wurden der Gast und seine Sportart mit einem Filmchen vorgestellt. Da hätte man vor allem alte Bilder von Länderspielen erwartet, Niederberger hat mehr als 200 gemacht, und es ging ja um die Nationalmannschaft. Doch zu sehen: Brehmstraße, rot-gelbe Strickpullis, Wunderkerzen, im Hintergrund lief das Altbierlied. Es gab dann noch ein paar historische Spielszenen, aber der Star des Beitrags war die alte Halle. Für viele Menschen bis heute Synonym für die großen deutschen Eishockey-Tage.

Bei der Düsseldorfer EG selbst hören sie das gar nicht so gern. Natürlich lieben sie ihr altes Stadion, die Mythen und Geschichten, aber die können auch belasten, wenn das alles größer ist als die Gegenwart. Bei der DEG ist das ganz sicher so. Die letzte Meisterschaft ist 26 Jahre her. Vergangene Woche schied die DEG in einer mäßig gefüllten Halle im Viertelfinale aus. Trotzdem feierten die Fans. Man ist genügsam geworden beim alten Serienmeister. Heute erfreut man sich an einem jungen Team, das die reiche Konkurrenz ins Schwitzen bringt.

DEG aufgrund ihrer Tradition
eine der größten Marken

Was sagt das alles aus über die DEG 2022? Wo steht die im 87. Jahr ihrer Existenz? Nachgefragt bei Niki Mondt. Gebürtiger Düsseldorfer, Ex-Profi und seit 2017 Manager. Doch er winkt ab: „Ich bin subjektiv“, sagt er, um es dann doch zu versuchen: „Natürlich ist die DEG aufgrund ihrer Tradition eine der größten Marken im deutschen Eishockey. Sportlich gehören wir aktuell nicht in die Top-Acht, aber als Gesamtpaket schon. Und unser Ziel ist es, auch sportlich wieder dahin zu kommen.“

Das sieht Geschäftsführer Harald Wirtz ähnlich – und verfährt nach dem Motto: ein Schritt zurück, zwei nach vorne. Wirtz hat dem Klub 2021 einen Sparkurs auferlegt, „um aus der Abhängigkeit von den Gesellschaftern zu kommen“, wie er damals sagte. Zwar ist es in der DEL üblich, dass die Mäzene am Ende den Deckel zahlen, doch Wirtz will das bei der DEG nicht mehr erleben: „Keine neuen Schulden.“

Nur wer seriös wirtschafte, werde attraktiv für neue Geldgeber. Zwar braucht es auch Erfolg auf dem Eis, aber der ist Definitionssache. Für die DEG reichten dieses Jahr ein neunter Platz und eine gewonnene Play-off-Runde. Weil sie das mit einem jungen wie leidenschaftlichen Team schaffte.

Entsprechend ist die Laune. Auch außerhalb, Mondt und Trainer Harold Kreis werden aus der ganzen Liga gelobt für ihren Mut, jungen Spielern Verantwortung zu geben. Und weil Mondt es geschafft hat, Leistungsträger zu halten und neue Talente anzulocken. Topspieler wie früher sind weiter nicht zu bekommen, aber Kreis sieht den Klub, den er nun verlässt, auf dem richtigen Weg: Zwar sei „alter Erfolg keine Garantie für künftigen, aber wir haben einen guten Ruf, die DEG wird weiter gute Spieler verpflichten können.“ Und überhaupt: „Wenn man an Düsseldorf denkt, denkt man an eine Spitzeneishockeymannschaft.“

Das stimmt sportlich so nicht, aber auch im Ligabüro weiß man um die Zugkraft des Klubs. Gerade wenn es gegen Köln geht. Zwar sind auch die Haie weit weg von Titeln, die gehen nach Berlin, Mannheim, München, wo mehr Geld ist. Aber das Derby ist und bleibt Deutschlands größtes Eishockeyspiel. Zwei der vier Winter Games in großen Fußballstadien fanden zwischen Düsseldorf und Köln statt. Und als die DEL sich 2020 nach der langen Corona-Pause zurückmeldete, tat sie das mit Haie gegen DEG. Nicht mal das Finale erreichte eine höhere TV-Quote.

Zuletzt lief es für die DEG aber schleppend. Zumindest in der Halle, zum entscheidenden Spiel gegen München kamen nur 7500 Fans. Zwar müssen viele Klubs ums Publikums kämpfen, aber bei der DEG war es schon ein Rätsel, warum das junge Team fast nur den harten Kern anlockte. Und auch dem dürfte die nette Underdog-Erzählung langfristig nicht reichen. Das weiß auch Wirtz, der einen Fünf-Jahres-Plan hat. Danach soll die DEG Stammgast in den Top-Sechs der Liga sein. Noch ist sie davon weit entfernt, weiß Mondt: „Die Top-Vier sind vergeben, und von Platz fünf bis fünfzehn ist Vieles möglich, im Positiven wie im Negativen.“ Mindestens 13 Teams hätten den Anspruch, in die Play-offs zu kommen. Und ein Großteil davon hat mehr Geld als die DEG. Mondt und sein neuer Trainer Roger Hansson müssen also wieder alles aus den begrenzten Möglichkeiten rausholen, damit es am Ende wieder Applaus gibt. Ein großer Name reicht nicht.

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