Gut für Wuppertal Reden ohne Worte: Traumen mit Alpakas überwinden

Cronenberg. · Tiere reden ohne Worte, heißt es. Der Alpaka-Hof hilft Menschen verstörende Erlebnisse zu überwinden. Dafür braucht er Unterstützung.

 Thomas Rößler betreibt einen Alpaka-Hof.

Thomas Rößler betreibt einen Alpaka-Hof.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Vielleicht ist der eine oder andere Leser ihnen schon mal in Wuppertals Wäldern begegnet: den Alpakas Baileys und Sir Tobi, oder einem tierischen Kollegen vom Alpakahof - wenn sie Menschen auf einer geführten Wanderung des Vereins begleitet haben. So eine Wanderung kann im Prinzip jeder buchen. Ihr eigentliches Berufsfeld, und damit auch der Zweck des Vereins, liegt in der tiergestützten Therapie.

Victoria Rößler, Tochter des Vorsitzenden Thomas Rößler, ist Ergotherapeutin. „Im Grunde geht es um Kommunikation“, sagt Thomas Rößler. Darum, zum Beispiel traumatisierte Menschen über das Tier wieder an Menschen heranzuführen. „Tiere reden ohne Worte. Hier wird Kommunikation erstmal auf das einfachste zurückgeführt.“ Alpakas seien wegen ihrer natürlichen Zurückhaltung besonders dafür geeignet. „Dabei hat jedes Tier seinen eigenen Charakter.“

Das kann man sehen, wenn man auf die Weide an der Unterkohlfurth kommt. Zwar richten sich alle Tiere der kleinen Herde sofort auf die Besucher aus. Aber während Baileys und Sir Tobi, Seite an Seite stehend, aus etwa zehn Metern reserviert neugierig herüberäugen, setzt sich Herdenchef Paul – halb Alpaka, halb Lama – in der Mitte auf. Hoch aufgerichtet vermittelt er einem ein Gefühl, als wäre man gerade in die Verkehrskontrolle geraten: Ausweis und Fahrzeugpapiere, bitte.

Und dann kommt Lama Artus herangestürmt - nur knapp kann man die Lama-Nase noch am Gesicht vorbeileiten. „Artus ist vom Zirkus“, sagt Thomas Rößler. „Er liebt Menschen. Ist im Grunde völlig distanzlos.“

Fremde Menschen bekommt Artus in diesen Coronazeiten eher selten zu sehen. Der Betrieb auf dem Alpakahof ruht. Rößler nutzt die Zeit, um einige Arbeiten zu erledigen. Etwa die Toilette behindertengerecht auszubauen. Auch wenn der Verein zurzeit 25 Mitglieder hat, ist an Gruppenarbeit auf dem Gelände neben der Museumsbahn nicht zu denken.

Grundsätzlich sind Spenden für den gemeinnützigen Verein willkommen. Man kann ihn etwa auf „gut-fuer-wuppertal.de“ finden. Aber lieber als anonyme Spenden sei ihm der direkte Kontakt mit Menschen, denen er die Vereinsarbeit erklären könne, so Rößler. Und vielleicht packten sie ja mal, je nach ihren Fähigkeiten, auf dem Hof mit an.

Ergotherapie trägt die Kasse, wenn etwa Logopäde oder Psychologe überwiesen haben. Den Anteil für die tiergestützte Arbeit aber nicht. Das soll der 2018 gegründete Verein übernehmen. Zurzeit arbeitet Victoria Rößler in einem Monheimer Altersheim. Thomas Rößler ist selbstständig im IT-Bereich und städtischer Angestellter in Wülfrath.

Rößler erklärt das komplexe Thema geduldig. Vielleicht haben die ruhigen Alpakas ja abgefärbt. Als seine Frau Claudia allerdings eine Schubkarre mit duftendem Heu volllädt, da kommen beim großen Paul wohl eher seine Lama-Vorfahren zum Vorschein. Wie ein übermütiges Fohlen tollt er umher – und freut sich.

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