Die Krankheitsbekämpfungsbehörde der EU sieht für die allgemeine Bevölkerung derzeit „keine dringende Notwendigkeit“ einer Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus. In einem am Mittwochabend veröffentlichten Vermerk empfiehlt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) solche zusätzlichen Dosen allerdings für Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

In Nordrhein-Westfalen haben die Auffrischungsimpfungen am Mittwoch vor einer Woche begonnen. In Pflegeeinrichtungen und bei Hausärzten sollen zunächst Menschen über 80 Jahren eine Auffrischungsimpfung erhalten, wenn die Zweitimpfung bei ihnen sechs Monate zurückliegt. Nach und nach sollen dann die weiteren Gruppen folgen. Ab November sind laut eines Berichts der Rheinischen Post vorraussichtlich über 60-Jährige an der Reihe.

Welchen Impfstoff sollen sie erhalten?

Mit einem Vektor-Impfstoff (Biontech, Moderna) sollen Geimpfte ab Ende Oktober ihre Auffrischung bekommen. Die Impfzentren schließen Ende September.

Warum ist eine dritte Impfung sinnvoll?

Auffrischungsimpfungen werden in vielen Ländern als Reaktion auf die wegen der ansteckenderen Delta-Variante stark ansteigenden Infektionszahlen diskutiert. Es besteht die Sorge, dass der bestehende Impfschutz nicht reicht, um besonders gefährdete Menschen auch in den kommenden Monaten zu schützen.

Welches Ziel wird neben Drittimpfungen verfolgt?

Die WHO hat das Ziel formuliert, dass jedes Land der Welt bis Ende September mindestens zehn Prozent seiner Bevölkerung geimpft haben soll. Bis Ende des Jahres sollen es 40 Prozent sein und 70 Prozent bis Mitte 2022. Davon sind viele Länder noch sehr weit entfernt.

Reichen 70 Prozent Geimpfte denn aus?

Vor dem Auftauchen der Delta-Variante schätzten Experten, dass 70 Prozent der Bevölkerung immunisiert sein müssen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Diese Schwelle wurde aber inzwischen angehoben.

Wie sicher ist die dritte Impfung?

In einer Pflegeeinrichtung in Oberhausen ist es drei Tage nach einer Auffrischungsimpfung zu Komplikationen gekommen: Drei Bewohner mussten reanimiert werden. Eine der drei Personen sei gestorben, die beiden anderen befänden sich in einem stabilen Zustand, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein am Dienstag. Die verstorbene Person sei zuvor bereits palliativ betreut worden. Ob es in den drei Fällen einen Zusammenhang mit der Impfung gibt, ist offen. Insgesamt seien 90 Bewohner geimpft worden. Zuvor hatte der Westdeutsche Rundfunk über den Fall berichtet.

Die Fälle seien dem Landesgesundheitsministerium und der Arzneimittelaufsichtsbehörde, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), gemeldet worden, sagte der Sprecher weiter.