Schweinepest Vorrückende Schweinepest erhöht Sorge vor Milliardenverlusten

Düsseldorf. · Nach Rheinland-Pfalz ist NRW mit seinen 7100 Schweinehaltern und gut sieben Millionen Schweinen das gefährdetste Bundesland.

Die Afrikanische Schweinepest ist bis nach Belgien vorgerückt. Dort sind inzwischen schon fünf Fälle bekannt.

Die Afrikanische Schweinepest ist bis nach Belgien vorgerückt. Dort sind inzwischen schon fünf Fälle bekannt.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) spricht von einer „verschärften Bedrohungslage“. Seit am vergangenen Donnerstag in Belgien bei zwei Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest festgestellt wurde, steht die für Menschen ungefährliche, für Wild- und Hausschweine aber absolut tödliche Seuche vor den Toren Nordrhein-Westfalens. Es ist nach Rheinland-Pfalz das am stärksten bedrohte Bundesland.

Noch gibt es in Deutschland keine gemeldeten Fälle, in Belgien laut Heinen-Esser aber mittlerweile fünf. Im Ministerium wurde eine Sonder-Arbeitsgruppe eingerichtet. Und in den Kreisen Aachen, Düren und Euskirchen seien, so Heinen-Esser, bereits erste Maßnahme ergriffen worden. Sie umfassen eine intensivere Beobachtung in der Grenzregion, eine verstärkte Jagd und die Suche nach Wildschweinkadavern durch Jäger und Förster. In einer aktuellen Stunde im Landtag warnte die Ministerin aber vor der Teilnahme deutscher Jäger an Jagden in Belgien und vor dem Einladen belgischer Jäger. Das Virus ist extrem leicht übertragbar – nicht nur durch ein weggeworfenes, kontaminiertes Wurstbrot, sondern auch über Kleidung oder Autoreifen.

Für Annette Watermann-Krass (SPD) ist es daher keine Frage mehr, ob, sondern nur noch, wann die Seuche nach NRW kommt. Rainer Deppe, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, verwies auf die wirtschaftliche Dimension: NRW verfügt über 7100 Schweinehalter mit insgesamt 7,1 Millionen Schweinen. Ein Überspringen des Virus in den Hausschweinebestand würde aus seiner Sicht Tausende Arbeitsplätze gefärden und zu Verlusten in Milliardenhöhe führen.

„Für einen Landwirt, der einen Schweinemastbetrieb unterhält, hätte die Infizierung eines einzigen Schweines die Tötung und Entsorgung aller Schweine des Betriebs zur Folge“, warnte auch Markus Diekhoff, Sprecher für Landwirtschaft der FDP-Fraktion. „Die eigentliche Gefahr ist aber der Mensch“, verwies Norwich Rüße (Grüne) auf die Übertragungswege. Die einzige Lösung wäre ein Impfstoff, der aber nicht existiert – obwohl die ersten Fälle Afrikanischer Schweinepest in Europa bereits 2007 bekannt wurden.

In Belgien ist inzwischen ein Gebiet von 630 Quadratkilometern gesperrt. Das ist größer als die Fläche von Köln und Düsseldorf zusammen. Dort herrscht absolutes Jagdverbot, um infizierte Schweine nicht zu vertreiben, Forst- und Landwirtschaft kommen völlig zum Erliegen.

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