Kino Action-Spektakel mit ernstem Unterton

Das Kino kennt manch Kult-Monster. Kaum eines blickt auf eine derart lange Historie zurück wie Godzilla. Jetzt muss sich das Seeungeheuer gegen einen dreiköpfigen Gegner bewähren.

 Es geht um nicht viel mehr, als die Rettung der Welt, die im Klimawandel untergeht: das Seeungeheuer Godzilla in einer Szene des Films „Godzilla II: King of the Monsters“

Es geht um nicht viel mehr, als die Rettung der Welt, die im Klimawandel untergeht: das Seeungeheuer Godzilla in einer Szene des Films „Godzilla II: King of the Monsters“

Foto: dpa/-

Ganze 65 Jahre ist es her, dass das Monster Godzilla seinen ersten Kinoauftritt hatte. Das war im japanischen Schwarz-Weiß-Film „Godzilla“, entstanden unter der Regie von Ishirō Honda. Auch Hollywood freilich hat sich des Themas angenommen, „Godzilla“ von 1998 (Regie: Roland Emmerich) sowie Gareth Edwards’ „Godzilla“ (2014). Der jetzt startende, dritte US-Godzilla ist als eine Art Fortsetzung von Edwards’ Film gedacht. 

Alles beginnt mit einem markerschütternden Schrei. Dann sehen wir San Francisco im Jahr 2014: Alles brennt, Ruinen über Ruinen. Fünf Jahre schon, so heißt es, habe man von Godzilla nichts gehört. Wo sich das Meeresmonster in dieser Zeit versteckt gehalten hat, das ist eine der Fragen, die diesen Film antreibt.

Bevor wir aber Godzilla tatsächlich zu Gesicht bekommen, bricht eine wahre Monster-Epidemie aus: An allen möglichen Orten auf dem Globus wüten Ungeheuer. Soll man sie alle töten, wie dies der Wissenschaftler Mark Russell fordert, oder ihre Kraft nutzen, um damit eine neue, eine friedliche und ökologischere Gesellschaft zu bauen? Von letzterer Idee beseelt ist Marks Frau Emma (Farmiga), die gern auf all die Schrecklichkeiten verweist, die der Mensch über den Planeten gebracht hat.

Viele Schnitte, Wackelbilder
und reichlich Lärm

Wie viele Werke des Actiongenres wartet auch „Godzilla 2“ mit zahlreichen Schnitten, Wackelbildern und viel Lärm auf. Die musikalische Flankierung hat es dagegen schwer. Streicher-Crescendi vermengen sich mit Monster-Geschrei zu einem indifferenten Soundbrei. Die verwaschen-farbentsättigten Bilder mit vielen Grau-, Weiß- und hellen Blautönen erinnern ein wenig an die Schwarz-Weiß-Ästhetik der frühen japanischen Godzilla-Filme.

Allzu viel an visuellen Einfällen hat der Film nicht im Portfolio. Dafür gibt es Action pur - und zu wenige Momente des Innehaltens. Die Menge an Querverweisen indes ist so üppig, dass sich in diesem Spektakel Fans von „Game of Thrones“ (Godzilla bekommt es mit einem mehrköpfigen Drachen zu tun), von „Jurassic Park“, von „Pacific Rim“ und auch vom Riesenaffen King Kong wohl fühlen dürften.

Auf schauspielerischer Ebene sind es vor allem Frauengesichter, die nachwirken: Sally Hawkins etwa, die bisher eher wenig im Action-Bereich in Erscheinung getreten ist. Vera Farmiga, der man das Anliegen, etwas für die Wiederherstellung einer natürlichen Balance tun zu wollen, genauso abnimmt, wie die Sorge ihrer Film-Tochter Madison (Millie Bobby Brown) um ihre Eltern. Fast sämtliche männliche Akteure wirken dagegen wie Abziehbilder oder Karikaturen aus üblen B-Filmen. Nur selten, dass man den Kerlen mal eine Regung, einen Gesichtsausdruck wirklich abnimmt.

Bleibt die Frage, ob Godzilla den Hauch einer Chance hat gegen den Blockbuster der Saison: gegen die Avengers, deren „Endgame“ bisher weltweit mehr als 2,6 Milliarden Dollar eingebracht hat. Das Budget von „Godzilla 2“ wird auf rund 200 Millionen Dollar geschätzt, bei den Avengers ging man von über 300 Millionen aus. Geld aber ist nicht alles. Moderne Blockbuster reüssieren meist nur, wenn sie über eine Portion Humor, über Selbstironie verfügen. Die Avengers waren von Anbeginn damit gesegnet, vom neuen „Godzilla“ kann man das nicht behaupten.

Viele Film-Momente hier sind von nicht intendierter Komik, die Aussagen aber, die Fragen, die diesen Film grundieren von großer Aktualität: Welche Rolle, wenn überhaupt, kann der Mensch spielen bei der Rettung der Welt? Die in ihrem Tun so verbissene Emma bezeichnet die Menschheit als „Infektion“. Von der eigenen Tochter wird sie ob ihres blinden Umwelt-Aktionismus als „Monster“ gescholten. Schon der erste „Godzilla“ übrigens von 1954 war als politische Metapher angelegt. Damals noch zum Thema Atomkrieg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort