Handball TSV Bayer droht die Krise

Dormagen. · Handball-Zweitligist Dormagen ist im wichtigen Spiel beim TuS N-Lübbecke nur Außenseiter.

 Ante Grbavac ist einer von nur noch vier Rückraumspielern, die dem TSV Bayer Dormagen am Samstag beim TuS N-Lübbecke zur Verfügung stehen.

Ante Grbavac ist einer von nur noch vier Rückraumspielern, die dem TSV Bayer Dormagen am Samstag beim TuS N-Lübbecke zur Verfügung stehen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Vor vier Wochen, als der TSV Bayer Dormagen zur obligatorischen Pressekonferenz vor dem Start ins neue Handball-Jahr bat, herrschte eitel Sonnenschein am Höhenberg. Zumindest, was die Stimmung unter den Verantwortlichen des Zweitligisten betraf. Selbst Walter Haase, der für den eher pessimistischen und kritischen Blick zuständige Senior im sportlichen Kompetenzteam, fand wenig auszusetzen an der Bilanz, die mit Rang sechs die beste Tabellenplatzierung seit dem Neustart des Dormagener Handballs vor acht Jahren aufwies.

Drei Spiele mit zwei vermeidbaren Niederlagen später (24:28 in Eisenach, 20:21 gegen Rimpar) sieht die Welt ein wenig anders aus. Wenn es schlecht läuft am Karnevalswochenende, hat der TSV Bayer am Sonntagabend nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Das aus eigener Kraft zu verhindern, dürfte schwer werden. „Ich sehe nicht allzu viel, was dagegen spräche, dass wir auch am Samstag gegen Bayer Dormagen bestehen können. Wir trainieren gut, wir wissen, was wir können und gehen mit Freude in diese Partie,“ wird Trainer Emir Kurtagic im Pressedienst des TuS N-Lübbecke vor dem Duell mit dem TSV am Samstag ab 19 Uhr zitiert.

Und da wusste er noch nicht einmal, dass die Gäste sich in erheblich dezimierter Stärke in der Merkur-Arena vorstellen werden. In André Meuser (Bänderriss), Heider Thomas (Muskelfaserriss) und Julian Köster, der mit einer gezerrten Sehne im Zeh vom DHB-Lehrgang zurückkam, angeschlagen ins Rimpar-Spiel ging und jetzt zehn Tage pausieren muss, fehlen die drei längsten Spieler im Kader, Pascal Noll muss Anfang März unters Messer. Da die Wechselfrist am vergangenen Wochenende ablief, kann personell nicht mehr nachgelegt werden, so dass Trainer Dusko Bilanovic nur zehn Feldspieler zur Verfügung stehen, davon nur vier für den Rückraum.

Bilanovic „Wir fahren da nicht hin, um bloß die Punkte abzuliefern“

Selbst der grundsätzlich positiv gestimmte gebürtige Serbe muss vor diesem Hintergrund zugeben: „Das sieht nicht so optimistisch aus.“ Doch er sagt auch: „Wir fahren da nicht hin, um bloß die Punkte abzuliefern.“ Die Spieler, die einsatzfähig waren, hätten „gut und fleißig trainiert. Nettelstedt ist auf jeden Fall Favorit, aber wir werden kämpfen.“

Nun wäre es auch in Bestbesetzung schwer geworden, in der Merkur-Arena zu punkten. Die Gastgeber strotzen nach drei Siegen in Folge, darunter einem überzeugenden 26:21 über Tabellenführer HSC Coburg, voll Selbstvertrauen. Seine Spieler, sagt Kurtagic, „erwarten auch von sich einen Sieg“, könnten nach den jüngsten Erfolgen aber gleichzeitig ohne allzu großen Druck auflaufen. Den macht höchstens das mit 24:31 verlorene Hinspiel, von Kurtagic als „das wahrscheinlich schlechteste der Hinrunde“ eingestuft. Von „Revanche“ möchte er nicht sprechen, aber schon „das Hinspiel korrigieren.“ Da kommt was zu auf den TSV Bayer, zumal Kurtagic inklusive des zuletzt über Rückenprobleme klagenden Lukasz Gierak seinen kompletten Kader aufbieten kann. „Und der ist auf allen Positionen gut besetzt, zum größten Teil sogar doppelt,“ weiß Bilanovic.

Nun wäre eine Niederlage beim nur drei Punkte von einem Aufstiegsplatz entfernten Tabellensechsten gewiss nichts Ehrenrühriges aus Sicht des TSV Bayer Dormagen, sondern eher Normalität. Die anderen, die knallharten Duelle, die gewonnen werden müssen, kommen danach: die Heimspiele gegen TV Emsdetten (Tabellen-17., 28. Februar), HSG Krefeld (18., 14. März), TuS Ferndorf (11., 20. März), HSG Konstanz (16., 3. April) und TV Hüttenberg (14., 24. April). Holen die Dormagener aus den fünf Partien mindestens acht Punkte, sollte das primäre Saisonziel, der Klassenerhalt, erreicht sein. Wenn nicht, droht es eng zu werden, denn auswärts warten bis auf den HC Elbflorenz (13., 9. April) nur noch Kracher vom Kaliber des heutigen Gegners: Coburg (1.), Gummersbach (3.), Bietigheim (5.) und Essen (4.).

Nur: Mit welchem Selbstvertrauen geht ein Team in ein Schlüsselspiel wie das am kommenden Freitag (28. Februar, 19.30 Uhr) gegen den TV Emsdetten, wenn es zuvor drei Niederlagen in Folge kassiert hat, als letztes womöglich eine „Klatsche“ in Lübbecke? Dusko Bilanovic weiß das. Deshalb sagt er: „Wir müssen da alles geben“ – auch wenn das wahrscheinlich nicht zu Punkten reichen wird.

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