Düsseldorf 100 neue Schulpsychologen gegen Gewalt an NRW-Schulen

Düsseldorf · NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) verspricht mehr Sozialpädagogen und konkrete Unterstützung für Lehrkräfte.

  Laut den Erfahrungen langjähriger Schulleiterinnen sind sich viele Kinder ihres falschen Verhaltens weniger bewusst als früher.

Laut den Erfahrungen langjähriger Schulleiterinnen sind sich viele Kinder ihres falschen Verhaltens weniger bewusst als früher.

Foto: dpa

Gewalt an Schulen ist kein Einzelfall. Erst in dieser Woche war bekannt geworden, dass in Dortmund mehrere Schüler planten, ihren Lehrer zu töten. Gegen solche und andere Fälle will Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) jetzt aktiv vorgehen. Am Freitag stellte sie den Aktionsplan „Für Demokratie und Respekt – Entschieden gegen Diskriminierung und Gewalt“ vor.

Hilfe ist notwendig: Zwischen 2008 und 2016 haben sich nach Angaben des Ministeriums die Gewaltdelikte an Schul- und Bildungseinrichtungen in NRW bei einem Rückgang von 1782 Fällen auf 879 zwar mehr als halbiert. Jedoch ist von 2016 auf 2017 wieder ein Anstieg um 155 Fälle auf 1034 zu verzeichnen. Darin sind verbale wie körperliche Gewalt enthalten. Cybermobbing gehört ebenfalls dazu. Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor.

Gebauer setzt mit ihrem Plan, der den Empfehlungen von Experten folgt, eher auf Prävention als Intervention. Sie sehe die Lösung nicht in zu Hilfssheriffs ausgerüsteten Lehrkräften wie in den USA, sondern in umfangreichen Schutzkonzepten. Dazu sollen ab August dieses Jahres bereits 54 sozialpädagogische Fachkräfte den schulpsychologischen Dienst in der Gewalt- und Extremismusprävention unterstützen – in jedem Schulamtsbezirk eine. Zudem sollen 100 weitere Schulpsychologen in den Landesdienst eintreten. Eine Stelle sei im Etat durchschnittlich mit rund 67 000 Euro zu veranschlagen. Aktuell arbeiten bereits 357 Schulpsychologen in NRW. Gebauer zeigte sich zuversichtlich, die Stellen besetzen zu können.

Die Ministerin bezeichnete Schulen zwar als durchaus „sichere Orte“, sagte aber zugleich, dass „jeder Fall einer zu viel“ sei. „Schüler sollen unbeschwert zur Schule gehen können. Dies gelingt nur in einem sicheren Umfeld.“ An die Amokläufe in Erfurt und Winnenden und den Messermord in Lünen erinnernd, betonte sie, dass Politik und Gesellschaft dafür verantwortlich seien, dass Schulen ein Ort des friedlichen und respektvollen Miteinanders sind.

Gewerkschaft VBE will mehr Landesstellen für Schulen

Die Lehrergewerkschaft Bildung und Erziehung begrüßt die personelle Aufstockung zwar, sieht aber weiteren Bedarf. „Wir fordern für jede Schule mindestens eine Landesstelle für Schulsozialarbeit. Das braucht die Praxis und gehört in den Haushalt 2020“, fordert der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau.

„Mit mehr Personal ist es aber nicht getan“, sagte Gebauer. Fortbildungen, Materialien und Aktionswochen sind ebenfalls Teil ihres Aktionsplans. „Wir wollen Demokratie- und Wertevermittlung noch intensiver in den Lehrplan einbinden als bisher“, so die Ministerin. Dazu gehöre unter anderem eine „Woche für Demokratie und Respekt“, die erstmals im kommenden Frühjahr landesweit durchgeführt werden soll.

Um den Ursachen der Gewaltdelikte auf den Grund zu gehen, will Gebauer erstmals auch Forschungsaufträge vergeben: „Wir wollen uns dem Thema wissenschaftlich nähern, um auch die Wirksamkeit von Präventionsprogrammen zu erfahren.“

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