Gesunde Ernährung soll in Neuss auf den Tisch kommen Neusser sollen besser essen

Neuss. · Gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit sollen bei den Bürgern stärker ins Bewusstsein rücken.

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Eine Regiowoche wie in Berlin könnte der Anfang sein. Mehr als 50 000 Schüler wurden dabei in den Mensen mit Gerichten versorgt, die ausschließlich mit regionalen Bio-Produkten zubereitet wurden. Ermöglicht haben dies die Schulcaterer in Zusammenarbeit mit dem Ernährungsrat in Berlin. Einen solchen Rat fordert die sozial engagierte Neusserin Agnes Groschke-Faruß, die seit Jahren Mitglied der Grünen ist und sich für die Initiative Casa Meertal einsetzt, nun auch für die Quirinus-Stadt – und hat sich mit dem Vorhaben schriftlich an Bürgermeister Reiner Breuer gewandt.

Die Stadt soll Geburtshilfe
für den Ernährungsrat leisten

„Fettleibigkeit, Plastikmüll, Massentierhaltung, Pestizide – es wird Zeit, dass wir uns strukturiert mit dem Thema Ernährung und Lebensmittelproduktion auseinandersetzen“, erklärt Groschke-Faruß. „Dafür müssen viele Akteure – von Lebensmittelbetrieben über Caterer und Landwirte bis hin zu Vertretern aus Verwaltung und Schule – an einen Tisch geholt werden.“ Die Koordination soll die Stadt übernehmen – und sozusagen Geburtshilfe für den Ernährungsrat leisten.

In Berlin – die Stadt nennt Groschke-Faruß neben Köln und Toronto als Vorbild – ist der Zusammenschluss im Jahr 2016 auf Initiative aus der Bürgerschaft entstanden. Ein Slogan lautet „Gutes Essen betrifft uns alle“, ein Ziel ist es, Menschen früh und umfassend für das Thema Ernährung zu sensibilisieren. In der Regiowoche zum Beispiel erhielten die Schüler nicht nur Mahlzeiten aus Bio-Produkten aus der Region, sondern auch Informationen zu den verwendeten Lebensmitteln und ihrer Herkunft. Gerade Kinder und Jugendliche nimmt Groschke-Faruß in den Blick, wenn auch nicht nur. Aber bei ihnen sollte Aufklärung über Lebensmittel, deren Produktion sowie Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte anfangen. Und es besteht offenbar Bedarf: Laut einer Studie, die das Robert-Koch-Institut im Frühjahr vorgestellt hat, sind bundesweit 15,4 Prozent der Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig.


Fast sechs Prozent davon haben sogar Adipositas, also extremes Übergewicht.

Ansätze, dagegen anzugehen, gibt es natürlich. Beim Rhein-Kreis Neuss ist zum Beispiel das im Frühjahr vom Bundesgesundheitsministerium ausgezeichnete Kita-Projekt „Fitnetz“ angesiedelt. Bausteine des Netzwerks sind gesunde Ernährung, Bewegungsförderung, Elternarbeit und Vernetzung. Erzieher werden in Fortbildungen qualifiziert, um zusammen mit den Eltern Gesundheitsförderung im Alltag der Kinder nachhaltig zu verankern.

Der Vorstoß von Groschke-Faruß geht darüber hinaus. Im Ernährungsrat sollen alle Akteure mitmachen können, die sich mit dem Thema befassen. Am Ende soll der gemeinsame Einsatz für eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Nahrungsproduktion und -verteilung in Neuss stehen. Die Verwaltung bestätigt den Eingang des Schreibens. Der Vorschlag werde im zuständigen Ausschuss für Anregungen und Beschwerden besprochen, dann gibt es auch eine Stellungnahme der Verwaltung.

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