Mieterhöhung in der Rheinterrasse: „Kriegserklärung an den Karneval“

Die höheren Preise machen es den Vereinen fast unmöglich, dort ihre Sitzungen durchzuführen. Das Comitee Düsseldorfer Carneval hat deshalb den Sponsoringvertrag mit Stockheim gekündigt.

 Die Rabaue bei der Venetiensitzung in der Rheinterrasse.

Die Rabaue bei der Venetiensitzung in der Rheinterrasse.

Foto: Sabine Hanna

Schon lange war klar, dass die Firma Stockheim Preiserhöhungen für die Karnevalsvereine in der Rheinterrasse vorgesehen hatte (wir berichteten). Doch die Zahlen, die die Vertreter der Vereine bei einer Besprechung am Dienstagabend vorgelegt bekamen, trieb ihnen die Zornesröte ins Gesicht. Das Comitee Carneval (CC) ging am Mittwoch sogar noch einen Schritt weiter, Organisationschef Sven Gerling sagte: „Das ist eine Kriegserklärung an den Düsseldorfer Karneval.“ Das CC hat als Konsequenz den eigenen Sponsoringvertrag mit der Firma Stockheim gekündigt.

„Das kostet uns zwar Geld, aber wir wollen nicht mit einer Firma zusammenarbeiten, die so aggressiv gegen unsere Vereine vorgeht. Wir wollen auch nicht vom erwirtschafteten Geld profitieren, dasden Vereinen aus der Tasche gezogen wird.“ Bei Stockheim begründet man die Preiserhöhungen mit den hohen Verlusten, die man angeblich mit den Veranstaltungen machen würde: „Wir haben in den Jahren 2015 bis 2019 einen Verlust in Höhe von 579 386 Euro mit den Karnevalssitzungen gemacht“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Und nach dem Abschluss des Insolvenzverfahrens wolle man nun keine Veranstaltungen mehr dieser Art haben.

Am Beispiel der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend sieht die Preiserhöhung wie folgt aus: 2018 kostete der Radschlägersaal 462,18 Euro Miete plus sonstige Kosten in Höhe von 534,16 Euro, die nicht näher definiert wurden. Sonstige mitgenutzte Räume wurden von Stockheim nicht berechnet.

2019 kostete der Radschlägersaal schon 495 Euro, die nicht näher definierten sonstigen Kosten blieben gleich. Dazu kamen aber plötzlich noch Energiekosten von 500 Euro und 900 Euro Reinigungskosten. Dazu kam die Miete von 142 Euro für den Gelben Salon, der als Umkleideraum genutzt wird. Auch hierfür schlugen Energie- und Reinigungskosten zu Buche: 450 Euro. Unterm Strich waren das 3021,16 Euro für eine Veranstaltung.

2020 soll diese Summe noch einmal leicht ansteigen, auf 3281,66 Euro. Hinzu kam nun wieder eine neue Gebühr: eine Handlingspauschale für Fremdbier. Die Firma Stockheim hat einen Vertrag mit der Brauerei Füchschen, die Kakaju allerdings mit der Brauerei Schlösser. Deshalb werden hier noch einmal 420 Euro fällig.

Doch damit nicht genug: Stockheim hat jetzt auch einen Technikvertrag mit der Firma Gahrens und Battermann abgeschlossen. Wenn also ein Verein eine andere Technikfirma mit der Ausstattung der Veranstaltung beauftragen möchte, dann wird eine Pauschale von 150 Euro an Gahrens und Battermann fällig. Außerdem muss dann ein Mitarbeiter dieser Firma die Aufbauarbeiten beaufsichtigen und überprüfen. Pro Stunde werden 58 Euro fällig. Nicht unerheblich, wenn man mal davon ausgeht, dass mit Auf- und Abbau zwischen zwölf und 15 Stunden anfallen werden.

Nächste Stolperfalle für 2020 ist die Anzahl der Veranstaltungen. Sollten die Karnevalisten gemeinsam nicht mindestens zehn aufeinander folgende Veranstaltungen buchen können und die Technik in den Räumen immer wieder komplett auf- und abgebaut werden muss, wird eine weitere Pauschale in Höhe von 5000 Euro fällig.

Der Gipfel erreicht wird allerdings dann erst im Jahr 2021. Dann fallen alle Rabatte weg und der Radschlägersaal kostet 7790 Euro Miete, der Gelbe Salon 2330 Euro. Dazu kommen eventuell noch die Technik- und Fremdbierpauschalen und sonstige Kosten. Erst dann arbeite man profitabel, sagt Stockheim. Für Thomas Puppe, Präsident der Kakaju, ist jedoch klar: „Diese Preise sind eine Unverschämtheit. Die Firma Stockheim nutzt ihre Monopolstellung aus, weil sie genau weiß, dass es eigentlich keine Saal-Alternativen in der Stadt gibt. Das ist das Ende unserer Veranstaltungen in der Rheinterrasse. Diese Summe können wir nicht bezahlen. Dann würden die Eintrittspreise so hoch, dass niemand mehr eine Karte kaufen würde.“ Bei der Kakaju sind nun Überlegungen im Gange, ein Zelt aufzubauen und dort zu feiern.

Stockheim schiebt den schwarzen Peter dem CC zu

Mathias Neubauer, Präsident und Vorsitzender der Narrenzunft, meint: „Wenn unsere Veranstaltung ausverkauft ist, habe ich mit diesen Einnahmen gerade mal die Kosten gedeckt, aber noch keinen einzigen Künstler gebucht.“

Cida Klinkhammer, Präsidentin der Närrischen Marktfrauen, sagt: „Das war ein kompletter Rausschmiss aus der Rheinterrasse, den man nur über die Preise vollzogen hat. Da hätte man auch direkt sagen können, dass die uns nicht mehr haben wollen.“ CC-Präsident Michael Laumen und Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann bedauern, dass alle Vorschläge und Gesprächsversuche des CC von der Firma Stockheim abgelehnt bzw. unbeantwortet blieben. Stockheim allerdings schiebt den Schwarzen Peter dem CC zu und behauptet ebenfalls, dass Gesprächsangebote nicht wahrgenommen wurden.

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