Zukunft der Kinder: Nicht besser, nicht schlechter – nur anders

Mit Stolz und Freude tun am Dienstag 172 400 I-Dötze in Nordrhein-Westfalen ihren ersten Schritt aus dem behüteten Elternhaus ins Leben. Was erwartet sie, wenn sie einmal im Beruf auf eigenen Beinen stehen werden?

Werden sie es besser haben, wie es ihnen ihre Eltern wünschen? Oder war früher alles besser, wie viele Ältere glauben?

Die Unterschiede könnten größer kaum sein. Die Generation, die jetzt nach und nach in den Ruhestand geht, hat vor allem Disziplin und Ordnung lernen müssen und wuchs in einer Welt auf, in der Kirche, Vereine, Parteien Halt und Heimat gaben. Die junge Generation muss sich selbstbewusst und kreativ in einer durch und durch individualisierten Umgebung behaupten.

Die Generation der Nachkriegskinder hat sich aus kleinen Verhältnissen in bessere Dimensionen emporgearbeitet. Arbeit gab es genug. Viele Junge werden es in Zukunft schwerer haben, den Standard zu halten, den sie bisher gewöhnt sind. Wenn sie nicht ohnehin aus Familien stammen, die jetzt schon von staatlichen Hilfen leben.

Das Arbeitsleben ist körperlich leichter geworden, die Medizin macht atemberaubende Fortschritte - die Schulkinder von heute werden älter werden und im hohen Alter agiler sein können als die aktuelle Generation 65 plus. Die bange Frage wird sein, wer sich dereinst um die individualisierten Alten kümmert und das alles bezahlt.

Kinder im Jahr 2009 können sich nicht mehr ausmalen, dass Kinder der 50er Jahre auch ohne Fernsehen eine freudvolle Jugend erlebten. Jugendliche heute stehen mit beiden Beinen in einer voll digitalisierten, abenteuerlich bunten Welt. Und können sich kaum vorstellen, dass man damals, im analogen Zeitalter, seinen Volkswagen noch eigenhändig reparieren konnte.

Wer es nicht mehr weiß: Es gab sogar mal ein Leben vor dem Handy. Da fuhr man mit dem Fahrrad zu seinen Freunden, um mit ihnen ausführlich zu quatschen. Und wer komplizierte Zusammenhänge verstehen wollte, etwa für die Schule, dem stand kein Google zur Verfügung, sondern allenfalls ein Lexikon.

Werden es also unsere neuen I-Dötze besser haben, oder war früher alles besser? Nichts von beidem. Es war nur alles anders, und es wird auch in Zukunft alles anders sein. Ganz anders.

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