Meinung Zu viel Nachhilfe

Der Schulalltag ist kein Zuckerschlecken: Vollgepackte Stundenpläne, anschließend Hausaufgaben und danach vielleicht noch Klavierunterricht oder Training im Sportverein.Für viele Schüler gehört allerdings auch der Nachhilfeunterricht zum ganz normalen Tagespensum.

Immerhin jeder Siebte muss sich nach einer Studie nach dem regulären Unterricht noch mal auf den Hosenboden setzen, um die Mathe-Zensur zu verbessern, Englisch zu büffeln oder überhaupt die Klasse zu schaffen. Gemessen am internationalen Vergleich klingt diese Größenordnung nicht sehr dramatisch. Zu denken geben muss sie aber schon.

Denn wenn mehr als eine Million Schüler ihr Pensum nicht im normalen Unterricht schaffen, dann wirft das zunächst einmal kein gutes Licht auf das deutsche Bildungssystem. Sind die Lehrpläne zu kompakt, um auf individuelle Leistungsschwächen einzugehen? Fehlt es gar an guten Lehrern für eine verständliche Stoffvermittlung?

Doch das wäre nur ein Teil der Wahrheit. Offenkundig hat es auch mit dem Leistungsdruck zu tun, den Eltern ihren Kindern machen, weil sie den Nachwuchs unbedingt einmal studieren sehen wollen, obgleich auch ein guter Handwerker aus ihm geworden wäre.

Wahr ist zudem, dass der Zusatzunterricht in vielen Fällen eine teure Angelegenheit ist. Der Geldbeutel der Eltern entscheidet also in vielen Fällen darüber, wie ihre Kinder schulisch bestehen können. Dabei zeichnet sich das deutsche Bildungssystem ohnehin schon nicht gerade durch Chancengleichheit aus.

Ermutigend ist immerhin, dass vor allem Ganztagsschulen diesen Missstand zum Teil kompensieren, indem sie besonders häufig eine kostenlose Förderung anbieten. Gleichwohl dürfen auch sie nicht den Blick darauf verstellen, dass der Zusatzunterricht eine Ausnahme sein sollte und nicht die Regel.

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