Meinung Wolfsburger Sauereien

Es klingt zynisch, aber die Fakten sind so: Weil die öffentliche Wahrnehmung von der Flüchtlingskrise und den Terroranschlägen in Paris beherrscht wird, hat sich die Aufregung über den VW-Skandal fast schon wieder erledigt.

Meinung: Wolfsburger Sauereien
Foto: Nele Eckers

Dabei ist das, was sich da in Wolfsburg abspielt, eine riesengroße Sauerei. Es geht nicht nur um gefälschte Stickoxid-Werte bei älteren Dieselwagen. Es geht auch darum, dass der Konzern seine Kunden bei Kohlendioxid-Werten angelogen hat. Betroffen sind etwa 800 000 Autos, mit rund 430 000 Wagen gehört mehr als die Hälfte davon zum Modelljahr 2016. Das Ganze ist folglich kein Delikt aus vergangenen Tagen.

Ganz offensichtlich hat der langjährige VW-Chef Martin Winterkorn sehr niedrige CO2-Werte angeordnet. Weil die Ingenieure das nicht liefern konnten, wurden die Zahlen gefälscht. Deutschlands Vorzeige-Unternehmen funktionierte nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam. Kritik und Widerspruch unerwünscht.

Ob VW aus diesem unglaublichen Versagen gelernt hat, wird sich bald erweisen. Bei den zu niedrigen CO2-Werten steht der Konzern in der Pflicht, für seine Kunden Kfz-Steuern nachzuzahlen. Bei den manipulierten Dieselmotoren (allein in Deutschland 2,4 Millionen Autos) stellt sich die Frage, ob VW alle Kosten rund um die Nachrüstung trägt. Ersatzwagen, Verdienstausfall — bisher ist unklar, ob VW das bezahlt. Und was geschieht, wenn das Fahrzeug sich durch die Umrüstung zum Nachteil des Kunden verändert? Es kann sein, dass der Dieselverbrauch höher ist oder der Wagen nicht mehr mit gewohnter Leistung fährt. VW wird reichlich Gelegenheit bekommen, seine Kunden schadlos zu halten.

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