Meinung Wie sich Özil und Gündogan ins Abseits stellen

Zwei türkischstämmige Fußball-Millionäre, die sich aufgrund der besseren Verdienstaussichten zu Beginn ihrer Karriere für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden haben, lassen sich im türkischen Auslandswahlkampf mit dem türkischen Diktator Erdogan fotografieren — da möchte man bloß noch fragen: Jungs, wer hat Euch denn vor die Schüssel getreten?

 Ein Foto mit Mesut Özil und Erdogan, das für Aufregung sorgt.

Ein Foto mit Mesut Özil und Erdogan, das für Aufregung sorgt.

Foto: Uncredited/dpa

Zwei türkischstämmige Fußball-Millionäre, die sich aufgrund der besseren Verdienstaussichten zu Beginn ihrer Karriere für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden haben, lassen sich im türkischen Auslandswahlkampf mit dem türkischen Diktator Erdogan fotografieren — da möchte man bloß noch fragen: Jungs, wer hat Euch denn vor die Schüssel getreten?

Dass der DFB-Chef in Erahnung des aufziehenden Unmuts prophylaktisch grindelte, der Fußball und der DFB stünden für Werte, „die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden“, und der Integrationsarbeit des Verbands „haben unsere beiden Spieler mit dieser Aktion sicher nicht geholfen“, darf man als scheinheiligen Pflichtprotest zur Beruhigung der deutschen Fan-Seele abhaken.

So lange es den Deutschen Fußball-Bund kein bisschen stört, dass WM-Gastgeber Wladimir Putin mindestens so wenig wie Erdogan die Werte des Fußballs und des DFB beachtet, sollte DFB-Präsident Reinhard Grindel nicht auf allzu höhe moralische Rösser klettern. Zu Russland und Putin fiel Grindel bislang lediglich ein, der DFB setze „auf Dialog und nicht Boykott“.

Ein Kommentar von Ulli Tückmantel. Foto: Anna Schwartz

Was immer auch Mesut Özil und Ilkay Gündogan dazu bewogen haben mag, sich vor den Karren eines Diktators spannen zu lassen, der Deutsche in der Türkei als Justiz-Geiseln hält, Deutschland mit Spitzel-Imamen überflutet, unsere Gesellschaft spaltet sowie in der Türkei Demokratie und Menschenrechte mit Füßen tritt — sie stellen sich damit ins Abseits und gießen Öl ins Feuer der deutschen Dauer-Debatte um Integration und doppelte Staatsbürgerschaft. Und natürlich wirft es Fragen nach der Loyalität auf, wenn Gündogan ein Trikot mit dem Satz „Für meinen Präsidenten, hochachtungsvoll“ signiert.

Es ist ganz einfach zu merken, Herr Gündogan: Ihr Präsident heißt Steinmeier, Ihre Kanzlerin Merkel und Ihre Verfassung Grundgesetz. Wenn Ihnen daran was nicht passt: Ziehen Sie unser Trikot nicht an.

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