Wenn Raser sich als Opfer fühlen

Radarfallen rufen beim Autofahrer Argwohn hervor.

Im bundesweiten Straßennetz gibt es zahlreiche Punkte, an denen es regelmäßig zu Unfällen kommt - sogenannte Unfallhäufungsstellen: Aus scheinbar unerklärlichen Gründen kracht es beispielsweise an einer Kreuzung häufiger als an anderen, oder auf einer geraden Strecke kommt es etwa durch Sonnenblendung, plötzliche Seitenwind-Böen oder auch bei regennasser Fahrbahn zu Unfällen.

Um herauszufinden, wo Gefahrenschwerpunkte sind, führt die Polizei laufend sogenannte "Unfalltypen-Karten", auf denen genau die Punkte markiert sind, an denen sich ein Unfall ereignet hat. So werden auf einen Blick all’ jene Stellen deutlich, wo verdächtig viele Unfälle passieren - und die möglichen Ursachen dafür. Und sehr oft liegt der Grund in überhöhter Geschwindigkeit, einer der Hauptursachen für tödliche Unfälle im Straßenverkehr. Das Einrichten von Tempolimits ist dann eine logische Konsequenz, um künftig Unfälle an diesen Stellen zu vermeiden.

Ebenso notwendig wie die Einführung der Geschwindigkeitsbeschränkungen ist dann selbstverständlich auch deren Überwachung - notfalls mit Blitzanlagen.

So weit die Theorie. Doch in der Praxis scheinen manche Kommunen ihre Fürsorge für die Unversehrtheit der Autofahrer immer häufiger zu übertreiben. Statt Sicherheitsaspekten scheinen lukrative Einnahmemöglichkeiten in den Vordergrund zu rücken: Nicht mehr vor Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Altersheimen wird gemessen, sondern "fabrikmäßig" auf Autobahnen.

Der Stadt Schwelm beispielsweise bescherte die Blitz-Anlage am Ausbau-Ende der A46 acht zusätzliche Mitarbeiter und jährliche Einnahmen in Millionenhöhe. In Bielefeld musste die Stadt sogar 24 Mitarbeiter einstellen, um der durch die neue "Blitz-Fabrik" an der A2 eingehenden Knöllchen-Flut Herr zu werden. Und die Stadt Wuppertal gab jetzt sogar offen zu, dass sie mit Tempo-Kontrollen auf der A46 ihren Haushalt um Millionenbeträge aufbessern wollte.

Das Vertrauen der Autofahrer in eine "gerechte" und vor allem notwendige Verkehrsüberwachung stärken Städte und Kreise mit solchen Massen-Radarfallen jedenfalls nicht. Eher erreichen sie das Gegenteil: Die ertappten Raser fühlen sich nicht mehr als Sünder, sondern als Opfer.

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