Wenn eine Nicht-Katastrophe nervt

Kommt diese Meldung wirklich aus Deutschland, diesem vermeintlich stets gut organisierten Land? Wir sperren 52 Kilometer einer wichtigen Autobahn. Nicht etwa, weil wir eine richtige Wetterkatastrophe hätten, sondern weil den Streudiensten das Salz ausgeht - und es deshalb zu mehreren schweren Unfällen kommt.

Bereits seit Samstagnachmittag müssen Tausende, die gerne die A44 benutzen würden, weite Umwege über andere Autobahnen wählen oder sich über parallele Landstraßen quälen. Das kostet schon am Wochenende Nerven, Zeit und Geld. Falls die Sperrung Montag bleibt, ist das um so schlimmer - und wie so vieles in diesem Winter nur schwer zu verstehen.

Denn die Tatsache, dass im Januar und Februar in Deutschland Schnee vom Himmel fallen kann und das Thermometer tagelang im Minusbereich verharrt, ist so überraschend nicht. Vielleicht wurden die Streudienste ja durch milde Winter der vergangen Jahre eingelullt? Doch es leuchtet schwer ein, warum sie vielerorts derart hilflos reagieren. Sie überlassen oft Straßen und Bürger sich selbst. Nach der Devise, der Winter war bislang schon teuer genug, sollen die Leute jetzt doch schauen, wie sie klar kommen.

Für die Menschen ist das bitter. Ihre verlorene Zeit, entgangene Geschäfte oder Unfallschäden am Auto ersetzt ihnen in der Regel niemand. Von Verletzungen oder gar Tod gar nicht zu reden. Und mit der nächsten Heizkostenabrechnung droht eine weitere böse Überraschung. Die Nachzahlung wird deftig.

Verständlich also, wenn sich jetzt die meisten nach Frühling, Sonne und Wärme sehnen. Denn es war wochenlang kälter und schneereicher als aus den vergangenen Jahren gewohnt. Dennoch dürften wir das Erlebte nicht als Katastrophe dramatisieren. Es ist halt ein etwas kräftigerer Winter, mit dem nicht jeder, siehe Streudienste, optimal umgeht.

Ein interessanter Nebenaspekt: Schlagworte wie Klimaerwärmung oder Treibhauseffekt sind derzeit aus der öffentlichen Diskussion so gut wie verschwunden. Doch leider wissen wir, dass das, was wir derzeit erleben, unser Gewissen nicht beruhigen kann. Spätestens mit dem ersten Frühlingshauch werden uns mahnende Wissenschaftler wieder den Unterschied zwischen Wetter und Klima erklären.

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